Die Zeichnung lebt von der Gestalt Jesu, der ein Engel vom Himmel her erscheint. Christus kniet am Boden und richtet seinen Blick nach oben, wobei er eher gegen den Himmel zu blicken scheint als den Engel über ihm direkt anzuschauen. Der Himmelsbote erscheint von links her und umarmt mit der einen Hand Jesus, während er die andere auf sein eigenes Herz legt. Demutsvoll blickt er zum Sohn Gottes hinunter, während Christus seine Hände mit der Innenfläche nach oben zum Gebet angehoben hat. Die himmlische Gestalt des Engels versucht Deschwanden zeichnerisch mit weisser Farbe hervorzuheben. Mit derselben Zeichentechnik – der sogenannten „Weissen Höhung“ – hebt er den Hintergrund hervor, der zum Himmel hinauf deutet, von wo der Engel auf die Erde kam. In der Gestalt Jesu verwendet Deschwanden nur wenig weiss. Zu erwähnen sind vor allem seine zum Himmel gerichteten Handinnenflächen und der obere Brustteil.
Christus und der Engel sind die beiden einzigen beherrschenden Figuren der Zeichnung. Auf eine Einbettung der Szene in eine üppige Landschaft oder auf einen grosszügig ausgestatteten Hintergrund verzichtet Deschwanden. Im Vordergrund deutet er lediglich eine dürftig bewachsene Aussenlandschaft mit ein paar Steinen an. Deschwandens Stil entsprechend strahlt das Bild Ruhe und Einfachheit aus. Anstelle von Dynamik zeugt die dargestellte Szene von Innigkeit und Demut.
Tamara Fullin