„Celle. City“ von Anton Egloff besteht aus sechs Leinwandbögen, auf die jeweils sechs Zeichnungen in zwei Reihen übereinander aufgezogen sind. Dieses Prinzip der auf Leinwand befestigten sechs Zeichnungen zieht sich durch das zeichnerische Werk des Künstlers – eine Form, die sich einerseits für Präsentation gut eignet und andererseits auch gefaltet aufbewahrt und angeschaut werden kann. Alle 36 Zeichnungen zeigen praktisch den gleichen Kubus, diagonal in die Bildfläche gestellt, von oben einsehbar und von allen Seiten mit einer Öffnung versehen. In den Kuben befinden sich teils schwebende, teils von den Wänden herabhängende oder an diesen befestigte, teils am Boden stehende Objekte, die an bestehende Arbeiten des Künstlers erinnern. Die Zeichnungen scheinen Modelle für Rauminstallationen aufzuzeigen.
Die klassische Form des Kubus verweist auf die Idee des „White Cube“ – der Vorstellung einer neutralen Präsentation von Kunst in einem weiss gestrichenen Raum, der allen Kunstwerken die gleiche Voraussetzung bietet. Gleichzeitig öffnen sich die Räume nach draussen und verändern sich je nach Lichtsituation. Die dadurch entstehende Beziehung zwischen dem begrenzten Raum und dessen Erweiterung wird in der Durchdringung der Wände noch deutlicher. Die Objekte greifen nicht nur durch die Öffnungen nach Draussen, sondern durchstossen Wände, was so nur in der Zeichnung und in der Imagination möglich. Die Zeichnung, die im Werk Egloffs immer in einem gewissen Zusammenhang zu dreidimensionalen Arbeiten steht, bekundet so ihren eigenen Stellenwert. Sie vermag die in den Skulpturen räumlich angelegten Situationen in einen visuellen Kontext zu transportieren.
Die dreidimensionale Arbeit zu „Celle. City“ besteht aus den in der Zeichnung abgebildeten weissen Kuben. Übereinander gestapelt oder nebeneinander auf dem Boden aufgereiht, erscheinen diese an sich gleichen Kuben in je „neuem Licht“. Diese Kuben können dann wie architektonische Modelle mit Miniaturen bestehender Arbeiten Egloffs variabel besetzt werden. Über diese einfache Raumsituation verdeutlicht der Künstler durch minimale Wechselwirkungen wie komplex unser räumliches Umfeld ist. Die Skulpturen gehen eine Beziehung mit dem Raum ein und verändern die an sich gleichen Kuben. Der Umraum hat den Künstler seit jeher interessiert. Er bezieht dabei auch die kosmische Dimension – oft in den Himmelskörpern angedeutet – ein. Die Positionierung der eigenen Arbeit innerhalb einem grösseren Ganzen wird von ihm selbst als eine Art "Weltbezogenheit" verstanden.
Annamira Jochim