Eine Kamera ist auf einen Behälter gerichtet, in dem brennende Kerzen unterschiedlicher Länge stehen. Über einen mit einer Klammer befestigten Schlauch fliesst Wasser in den Behälter. Im Hintergrund steht ein Ventilator, der zu Beginn des Videos ausgeschaltet ist. Langsam füllt sich das Gefäss mit Wasser und eine Kerze nach der anderen erlischt, indem die Flammen vom Wasser ertränkt werden. Lediglich eine einzige Kerze, die über den Gefässrand hinausragt, brennt weiter. Eine Hand kommt ins Bild und schaltet den Ventilator ein, welcher schliesslich auch diese letzte Kerze erlöschen lässt.
Bauermeister stellt sich mit „Bougies Venitiennes" gegen die Erwartungshaltung eines Publikums, das sich schnelle Schnitte und Effekte gewohnt ist. Nichts geschieht unerwartet oder verkürzt – den Betrachtenden bleibt nichts anderes übrig, als zuzuschauen, wie sich das Gefäss nur sehr langsam mit Wasser füllt. Erst durch die Erkenntnis, dass nichts anderes passieren wird als das Ausgehen der Kerzen, wird für den Zuschauer die Poesie des Videos offensichtlich: Es geht eben genau um dieses Erlöschen der Lichter.
Nelly Jaggi