Im Video "Reports" berichtet eine Reporter-Figur mit dem Namen Bruno Cook mit seinem Kamerateam für ein Nachrichtenmagazin aus dem fiktiven Land UBEKIA. Das vorgeführte Material deutet auf Krisen des politischen Zeitgeschehens hin. Es sind Videobilder, die öde Steppen zeigen, durchzogen von Lastwagen oder Autokolonnen sowie Schafherden. Die Berichte sind ohne eindeutiges Thema. Satzfetzen verraten Bedrohungen, berichten von seltsamen Geschäften, aber ebenso vom Alltag des journalistischen Geschäfts.
Für die Arbeit verwendete Sladjan Nedeljkovic so genanntes Found Footage, also vorgefundenes Filmmaterial, das er zu sechs verschiedenen "Reports" zusammengestellt hat. Sowohl die Bilder wie der Ton sind von Verzerrungen geprägt, während wir die Bildstörungen mit den wohl schwierigen und gefährlichen Umständen, von denen der Reporter berichtet und die ein ungestörtes Filmen verunmöglichten, in Verbindung bringen, ist die Stimme von Bruno Cook selbst, durch ein Ereignis malträtiert worden. Was dieses Ereignis genau war, bleibt offen, und dies verleiht, in Kombination mit der angsteinflössenden veränderten Stimme, dem ganzen Film eine bedrohliche Note. Seine Stimme sei auf der Mission beschädigt worden, sagt Bruno Cook, etwas sei schief gegangen, er sei immer noch ganz verwirrt, wahrscheinlich seien die Lichtwellen der Grund gewesen. Alles sei sehr schnell passiert. Dennoch werde er weiter Bericht erstatten. Und er fährt weiter: „Über die Ereignisse zu berichten macht mir weniger Sorgen als das, was diese Ereignisse nachträglich auslösen werden. Tausende von Fragen schwirren mir durch den Kopf: berichte ich korrekt? Zeige ich die ganze Wahrheit? Oder profitiere ich vom Leid und Kummer andrer Leute? In einem gewissen Sinne ist es ein krankes Geschäft. Irgendwo gibt es auch eine Wahrheit, aber es ist, wie im Heuhaufen nach einer Nadel zu suchen. Und bis man diese Nadel gefunden hat, wird es zu spät sein...“
Zweifel beherrscht den ganzen Film, es ist der Zweifel, dass die Sprache, das Gesehene nicht ausdrücken kann, sogar, dass das Gesehene überhaupt unzureichend verstanden wurde und dass somit die Reportage der Wahrheit, die zu übermitteln Bruno Cooks eigentliche Mission ist, nicht entspricht.
Christoph Lichtin