Das Gemälde zeigt einen Sperling, der auf einem Zweig sitzt, vielleicht nur für einen kurzen Augenblick, und beobachtet, was um ihn herum passiert. Stalder arbeitet hier mit verschiedenen Abstraktionsebenen. Durch das Gegenüberstellen von Formen, die durch klare Umrisslinien gekennzeichnet sind und solchen mit unscharfen Konturen, versucht er Spannung zu erzeugen und die Differenz zwischen Figur und Grund optisch aufzuheben.
Klare Umrisslinien finden sich etwa in der Zeichnung der Flügel oder in den Krallen des Vogels. Aus klar voneinander abgegrenzten Formen besteht weiter das weiss umrandete Ende des Zweigs, auf dem der Vogel sitzt, vermutlich handelt es sich dabei um eine Knospe. Unscharfe Stellen gibt es dagegen im Federkleid des Vogels, das durch diese eine flauschige Erscheinung und zugleich eine realistische Wirkung erhält. Auch die Ränder des eiförmigen weissen Flecks, der sich unter dem Ende des Zweigs befindet, sind verschwommen dargestellt. Dieser Fleck gibt Rätsel auf, so ist unklar, ob es sich bei diesem um die Abbildung eines Gegenstandes, oder ob es sich einfach um eine abstrakte Form handelt.
In einem Gespräch erläuterte Stalder, dass er das Gemälde ursprünglich für die Jubiläumsausstellung „Interventionen 1879.125.2004. Elf temporäre Ersatzwerke für die Sammlung“ im Jahr 2004 im Kunstmuseum Bern geschaffen hätte. Mit der weissen Eiform hätte er einen Bezug zu einem Werk von Hans Arp schaffen wollen, das sich während der Ausstellung im selben Saal befunden hätte. Ebenso hätte er für den Hintergrund eine eher dunkle Farbgebung (ein Gemisch aus dunklem Blau, Grün und Grau) gewählt, da er einen Bezug zu dem etwas schweren und dumpfen Charakter der Berner Altstadt mit ihren Sandsteinbauten hätte schaffen wollen.
Versucht man das Bild in verschiedene Elemente zu gliedern, so könnte man den Vogel zusammen mit dem Ast als eine Einheit sehen, eine zweite Einheit wäre der Hintergrund und als drittes Element könnte man die sich unter dem Zweig befindliche eiförmige weisse Form sehen. Dieses dritte Element kann als eine Art Bindeglied zwischen den ersten beiden Einheiten, dem Vordergrund mit Spatz und Zweig und dem Hintergrund, gesehen werden. Durch ihr Weiss rückt diese ovale Figur einerseits nach vorne und könnte auf der gleichen Ebene gedacht werden, wie das Motiv des Vogels auf dem Zweig. Andererseits, wird sie durch die Unschärfe ihrer Ränder mit dem Hintergrund verschmolzen und auf diesen zurückgebunden.
Benjamin Altorfer