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Gustave Castan, 1 Entries

Nach ersten Studien an der Académie in Genf bildet sich Gustave Castan (eigentlich Elysée Jules Gustave) ab 1843 fünf Jahre lang im Atelier von Alexandre Calame – seiner Zeit der einflussreichste Maler in der Rhonestadt – weiter. Die Schweizer Alpenwelt ist bevorzugtes Motiv seiner frühen Arbeiten. Zusammen mit anderen Schülern Calames gründet er die Künstlergruppe „Le Brunswick“, die bis 1845 besteht. Von einer Studienreise zusammen mit seinem Lehrer sowie Mitstudenten nach Rom und Neapel kehrt Castan relativ unbeeindruckt in die Schweiz zurück. Nicht gleichgültig lassen Castan hingegen die französischen Landschaftsmaler der Schule von Barbizon, deren Arbeiten er erstmals 1848/49 bei einer Reise nach Paris begegnet.

Im Pariser Salon, wo er fortan während dreier Dekaden alljährlich mit Gemälden vertreten ist, wird Castan 1855 als „Schüler von Calame“ präsentiert. Er freundet sich mit Camille Corot an. Eine Militärkarriere als Adjudant von General Dufour inspiriert ihn zu neuen Sujets: Er zeichnet Szenen der Mobilmachung, vom Gefecht von Neuchâtel und schafft Darstellungen von Eisenbahnen. Des dokumentarisch-journalistischen Stils wegen interessieren sich auch Zeitungsverleger für die Bilder. Castan wird von einem Freund Corots zu einer Reise in die Bretagne und die Normandie eingeladen, wo er zeichnet und malt.

Nach einer Begegnung mit George Sand, deren Werke er schon zuvor bewundert hat, porträtiert er die Schriftstellerin in „Sous-bois à Gargilesse, avec George Sand, assise au pied d’un arbre“. Das Gemälde, das sich heute im Château de Nohan – dem Wohnsitz Sands – befindet, vereinigt Wesentliches von Castans Kunst: Die präzis strukturierte Zeichnung des Unterholzes kontrastiert hier mit einer stimmungsvollen, beinahe transparent wirkenden Malweise.

Neben Darstellungen von Auenlandschaften gehören aber weiterhin Hochgebirgsmotive zu Castans bisweilen etwas stereotypem Bildrepertoire. Die Auseinandersetzung mit der Barbizon-Schule und das Faible für Blicke in weite Landschaften lassen sich auch bei diesen späteren, oft relativ kleinformatigen Darstellungen der alpinen Bergwelt erkennen, wo die hohen Gipfel in die Ferne gerückt und so die Monumentalität, Erhabenheit und Bedrohlichkeit des Alpenmassivs im Bild zugunsten einer atmosphärisch-lichten, weniger dramatischen Wirkung zurückgenommen werden.

Castan nimmt 1873 an der Weltausstellung in Wien und 1888 an der internationalen „Jubiläums-Kunstausstellung“ in München teil. Er ist Gründungsmitglied der Gesellschaft schweizerischer Maler und Bildhauer, kämpft als deren Präsident im Jahre 1887 für die Einführung eines jährlichen Kunstkredits und steht auch sonst immer wieder dezidiert für politische Anliegen der bildenden Künstler ein. Gustave Castan stirbt am 29. Juli 1892 in Crozant (Frankreich).

Lange Zeit lediglich als Epigone Calames wahrgenommen, wurde Castan in den letzten Jahren als eigenwilliger Weiterentwickler der Landschaftsmalerei posthum vermehrt Anerkennung zuteil.

Isabel Fluri
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