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Description
Das vorliegende grossformatige Ölgemälde ist in jener Zeit entstanden, als Calame aus gesundheitlichen Gründen auf die anstrengenden Bergwanderungen verzichten muss und er sich daher von seinen üblichen alpinen Motive abwendet. Stattdessen wählt er zu Beginn der fünfziger Jahre vermehrt weitläufige Ebenen und bestückt diese mit mächtigen Baumriesen. Um 1851 nimmt er einen Jahreszeitenzyklus in Angriff, dessen "Sommer" er thematisch und kompositionell im vorliegenden Bild vom Thunersee wieder aufgreift.
Das Bild wird durch eine mächtige Baumgruppe dominiert, die im Vergleich zu "l’été" etwas zur Seite und nach oben gerutscht ist. Unter dieser kleinen Anhöhe erstreckt sich ein Ährenfeld über die gesamte Ebene bis zum Ufer des Thunersees, der in einem silberblauen Streifen angedeutet ist. Über einer in matten Farben wiedergegebenen Bergkette wölbt sich ein blassblauer, hochsommerlicher Himmel. Kein Windzug scheint sich zu regen. Die kräftige Sommersonne taucht alles in ein warmes Licht und lässt den Dunst, der sich über das Weizenfeld gelegt hat, als zarter Gelbschleier sichtbar werden. Zwei Figuren, die übliche figürliche Staffage, bahnen sich ihren Weg durch das breit geschwungene, goldene Kornfeld und leiten den Blick des Betrachters in die Tiefe.
Das Gemälde hat den Calame Schüler Robert Zünd offensichtlich zu dessen in mehreren Schritten entstandenen "Ernte" angeregt, ein Landschaftsbild mit verwandtem Motiv, das in der Zeitschrift "Die Schweiz" fälschlicherweise sogar als "Waldlandschaft von Alexandre Calame" reproduziert wurde. "Das Ährenfeld bei Evian" ist ein Beispiel dafür, wie weit sich Calame von der dramatischen Alpenmalerei, der er in den 1840er Jahren verpflichtet gewesen ist, und von seinem Lehrer François Diday gelöst hat. Nicht Erregung und Dramatik, sondern sorgfältig durchgearbeitete Harmonie soll die horizontal ausgerichtete Komposition vermitteln. Durch die gekonnte Wiedergabe von Luft und Licht ist ein wunderschönes, grossformatiges Ölgemälde entstanden, das den Betrachter die Hitze eines Sommertages nachempfinden lässt.
Regine Fluor-Bürgi
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, 1933 Ankauf
Eingangsjahr: 1933
Provenienz/ Provenance
M. de Gilles, St. Petersburg, 1853
Galerie Fischer, Luzern
Galerie Neupert, Zürich (Verkauf), 1933
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References Valentina Anker (Hrsg.): Alexandre Calame. Vie et oeuvre. Catalogue raisonné de l’oeuvre peint, Fribourg 1987, Kat.Nr. 547, S. 414
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources
•Inventar der Bernhard Eglin-Stiftung 1933-1945, Stadtarchiv Luzern
• Korrespondenz Th. Fischer und Bernhard Eglin-Stiftung, Luzern, Stadtarchiv Luzern
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Das Gemälde wurde im Jahr 1933 von der Bernhard Eglin-Stiftung bei der Galerie Neupert in Zürich erworben, was wir der Liste «Inventar der Sammlung der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1945» aus dem Stadtarchiv Luzern entnehmen konnten. Gemäss dem Werkkatalog von Valentina Anker, war das Gemälde 1853 im Besitz von M. de Gilles aus St. Petersburg. Aus der Korrespondenz der Bernhard Eglin-Stiftung ist zu entnehmen, dass das Gemälde vor Neupert noch bei der Galerie Fischer gewesen sein muss. Theodor Fischer schreibt in einem Brief an die Bernhard Eglin-Stiftung, dass es ein «unglückseliger Zufall sei» dass Neupert Ihnen den Calame und noch weitere Werke die ursprünglich von ihm seien, teurer verkaufen musste, als Sie dieselben von mir hätten haben können […]». Die Bernhard Eglin-Stiftung hatte bis dahin erst zwei Gemälde aus der Galerie Neupert, Zürich, wobei das andere «die kleine Mühle» eine Schenkung der Galerie war. Daher kann es sich nur um das «Ährenfeld von Evian» handeln, das sich zuvor noch bei Theodor Fischer befand. Die Provenienz des Gemäldes ist aufgrund der Herkunftslücke zwischen 1853 und 1933 nicht geschlossen, jedoch im kritischen Zeitraum geklärt, zumal das Gemälde bereits 1933 von Neupert erworben wurde und sich dieses zuvor noch bei Fischer in Luzern befand, besteht kaum eine Gefahr, dass es sich dabei um Raubkunst handelt. Selbst wenn sich das Gemälde zu jener Zeit in Deutschland befunden hätte, kann vor 1933 noch nicht von einer verfolgungsbedingten Enteignung ausgegangen werden.
Kategorie A
Exhibition History
Alexandre Calame (1810-1864), Genf, Musée d'art et d'histoire, Musée Rath
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Westwind, Pfäffikon, Seedamm-Kulturzentrum, 18.02.2000 - 09.04.2000
La collection retrouvée. Von Füssli bis Hodler: Meisterwerke aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 25.07.1993 - 26.09.1993
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
Alexandre Calame, 1810-1864, Winterthur, Kunstverein Winterthur, 27.10.1935 - 24.11.1935
A. Calame, 1810-1864, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 22.09.1935 - 20.10.1935
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Die Schweiz und die Russische Revolution, Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, 24.02.2017 - 16.07.2017
Highlights der Sammlung
Bibliography
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Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
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C.G., "La creatività svizzera presentata a Lucerna", in: Corriere del Ticino, 10.7.2008, S. 22
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Marfurt-Elmiger, Lisbeth, Die Luzerner Kunstgesellschaft 1819-1933, hrsg. von der Stadt Luzern, Luzern: Kommissionsverlag Keller & Co, 1978
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Robert Zünd in seiner Zeit, hrsg. von Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1978
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Hugelshofer, Walter, Alexandre Calame, 1810-1864. 12 Reproduktionen nach Gemälden von A. C. aus dem Kalender für das Jahr 1946, hrsg. von der Schweizerischen Unfallversicherungs-Gesellschaft, Winterthur: Schweizerische Unfallversicherungs-Gesellschaft, 1946
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
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Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), A. Calame, 1810-1864. Katalog der Ausstellung, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, mit einem Vorwort von Paul Hilber, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Winterthur, Kunstverein Winterthur, Alexandre Calame, 1810-1864, Winterthur: Kunstverein Winterthur, 1935
Luzern, Kunsthaus Luzern (Ausst.-Kat.), Katalog der Eröffnungsausstellung, Luzern: Kunsthaus Luzern, 1933
Rambert, E., Alexandre Calame. Sa vie et son oeuvre d'après les sources originales, Paris: Librairie Fischbacher, 1884