Franz Eggenschwiler, 39 Entrées
Franz Eggenschwiler wird am 9. Dezember 1930 in Solothurn geboren. Von 1946 bis 1951 macht er in Bern eine Lehre als Kunstglaser und Glasmaler. In dieser Zeit beginnt seine Freundschaft zu Dieter Roth, dem er täglich auf der Zugfahrt nach Bern begegnet. Nach der Berufslehre arbeitet Eggenschwiler parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit zuerst als Bauarbeiter, dann als Glasmaler. Auch bildet er sich künstlerisch weiter. So besucht er von 1950 bis 1952 die damals noch private Zeichenschule des Berner Malers Max von Mühlenen. Aus Freundschaften zu den Künstlern Peter Meier, Konrad Vetter und Robert Wälti geht 1955 die Berner Arbeitsgemeinschaft hervor, die bis 1971 Bestand hat.
Zu Beginn der 1970er Jahre wird die nationale und internationale Kunstszene auf Eggenschwiler aufmerksam. Nach der ersten Einzelausstellung in der Berner Galerie Toni Gerber (1969) stellen das Luzerner und Basler Kunstmuseum 1970 beziehungsweise 1971 Werke der Berner Arbeitsgemeinschaft aus. 1972 ist Eggenschwiler auf der „documenta 5“ vertreten, die Harald Szeemann kuratiert. Die Ausstellung initiiert die internationale Rezeption Eggenschwilers, die 1985 in der grossen Retrospektive „Franz Eggenschwiler. Werke 1950 bis 1985“ gipfelt. Diese wird von 1985 bis 1987 an acht verschiedenen Stationen in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden gezeigt.
Auf die Ausstellungserfolge in den 1970er Jahren folgen wichtige Auszeichnungen nationaler Ausstrahlung. 1978 wird Eggenschwiler mit dem Preis der Stiftung für die Graphische Kunst in der Schweiz ausgezeichnet, und 1980 erhält er den Kunstpreis des Kantons Solothurn. 1981 nimmt er einen Ruf an die Düsseldorfer Kunstakademie an, wo er bis 1995 als Professor für Grafik und Zeichnung lehrt. Am 12. Juli 2000 erliegt Eggenschwiler in Bern den Folgen eines Hirnschlags. Im folgenden Jahr würdigt ihn das Winterthurer Kunstmuseum mit der Ausstellung „UFOs – Hommage an Franz Eggenschwiler“, die den Künstler im Kontext seiner Freunde Vetter und Roth präsentiert.
Seither ist es ruhiger geworden um Franz Eggenschwiler. Liegt dies daran, dass sich sein vielfältiges Oeuvre einem schnellen Zugriff verweigert? Die breite Ausrichtung Eggenschwilers betrifft einerseits die künstlerischen Gattungen (Malerei und Glasmalerei, Zeichnung und Druckgrafik, Plastik und Schmuckstücke, Kunst am Bau), andererseits die künstlerischen Mittel (Darstellungsarten, Techniken, Materialien). In seiner Vielseitigkeit ist das Oeuvre aber nicht beliebig, es bestehen vielmehr inhaltliche und formale Verbindungen zwischen den verschiedenen Schaffensbereichen und -phasen. So ist die Linie nicht nur ein wichtiges formales Element in der Glasmalerei, sondern auch in der Grafik und Plastik.
Die grafischen und plastischen Arbeiten sind aus Eggenschwilers Oeuvre hervorzuheben und als wichtige Beiträge zur Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts anzusprechen. Beiden Schaffensbereichen liegt das gleiche Gestaltungsprinzip zu Grunde. Dieses Prinzip lässt sich umschreiben als eine prozesshafte Formfindung, wobei dem Assoziationsvermögen des Künstlers eine zentrale Bedeutung zukommt. Im plastischen Schaffen arbeitet Eggenschwiler mit Fundstücken, die im Künstler Bilder und Vorstellungen hervorrufen. Im grafischen Schaffen ist seine Linienführung von verschiedenen Faktoren abhängig – auch von zufälligen wie der Oberflächenbeschaffenheit des Papiers.
Es liegt in der Natur dieser Verfahrensweise, dass die daraus hervorgehenden Werke Assoziationen nach verschiedenen Seiten zulassen. Dies entspricht der Intention des Künstlers, dem es um die Aktivierung der Betrachter geht. Die Werktitel spielen in diesem Rezeptionsvorgang eine wichtige Rolle. Mit teils witzigen, teils phantastischen Wortbildungen wie „Stammbaum-Abstamm-Objekt“ (KML M 92.129w) lenkt Eggenschwiler die Rezeption seiner Werke in bestimmte Bahnen. Die Titel sind somit nicht minder wichtig als die Werke selbst. Es gibt denn auch fast keine Werke, die von Eggenschwiler keine Bezeichnung erhalten haben. Wort und Bild bedingen sich in seiner Kunst gegenseitig.
Christian Féraud
Zu Beginn der 1970er Jahre wird die nationale und internationale Kunstszene auf Eggenschwiler aufmerksam. Nach der ersten Einzelausstellung in der Berner Galerie Toni Gerber (1969) stellen das Luzerner und Basler Kunstmuseum 1970 beziehungsweise 1971 Werke der Berner Arbeitsgemeinschaft aus. 1972 ist Eggenschwiler auf der „documenta 5“ vertreten, die Harald Szeemann kuratiert. Die Ausstellung initiiert die internationale Rezeption Eggenschwilers, die 1985 in der grossen Retrospektive „Franz Eggenschwiler. Werke 1950 bis 1985“ gipfelt. Diese wird von 1985 bis 1987 an acht verschiedenen Stationen in der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden gezeigt.
Auf die Ausstellungserfolge in den 1970er Jahren folgen wichtige Auszeichnungen nationaler Ausstrahlung. 1978 wird Eggenschwiler mit dem Preis der Stiftung für die Graphische Kunst in der Schweiz ausgezeichnet, und 1980 erhält er den Kunstpreis des Kantons Solothurn. 1981 nimmt er einen Ruf an die Düsseldorfer Kunstakademie an, wo er bis 1995 als Professor für Grafik und Zeichnung lehrt. Am 12. Juli 2000 erliegt Eggenschwiler in Bern den Folgen eines Hirnschlags. Im folgenden Jahr würdigt ihn das Winterthurer Kunstmuseum mit der Ausstellung „UFOs – Hommage an Franz Eggenschwiler“, die den Künstler im Kontext seiner Freunde Vetter und Roth präsentiert.
Seither ist es ruhiger geworden um Franz Eggenschwiler. Liegt dies daran, dass sich sein vielfältiges Oeuvre einem schnellen Zugriff verweigert? Die breite Ausrichtung Eggenschwilers betrifft einerseits die künstlerischen Gattungen (Malerei und Glasmalerei, Zeichnung und Druckgrafik, Plastik und Schmuckstücke, Kunst am Bau), andererseits die künstlerischen Mittel (Darstellungsarten, Techniken, Materialien). In seiner Vielseitigkeit ist das Oeuvre aber nicht beliebig, es bestehen vielmehr inhaltliche und formale Verbindungen zwischen den verschiedenen Schaffensbereichen und -phasen. So ist die Linie nicht nur ein wichtiges formales Element in der Glasmalerei, sondern auch in der Grafik und Plastik.
Die grafischen und plastischen Arbeiten sind aus Eggenschwilers Oeuvre hervorzuheben und als wichtige Beiträge zur Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts anzusprechen. Beiden Schaffensbereichen liegt das gleiche Gestaltungsprinzip zu Grunde. Dieses Prinzip lässt sich umschreiben als eine prozesshafte Formfindung, wobei dem Assoziationsvermögen des Künstlers eine zentrale Bedeutung zukommt. Im plastischen Schaffen arbeitet Eggenschwiler mit Fundstücken, die im Künstler Bilder und Vorstellungen hervorrufen. Im grafischen Schaffen ist seine Linienführung von verschiedenen Faktoren abhängig – auch von zufälligen wie der Oberflächenbeschaffenheit des Papiers.
Es liegt in der Natur dieser Verfahrensweise, dass die daraus hervorgehenden Werke Assoziationen nach verschiedenen Seiten zulassen. Dies entspricht der Intention des Künstlers, dem es um die Aktivierung der Betrachter geht. Die Werktitel spielen in diesem Rezeptionsvorgang eine wichtige Rolle. Mit teils witzigen, teils phantastischen Wortbildungen wie „Stammbaum-Abstamm-Objekt“ (KML M 92.129w) lenkt Eggenschwiler die Rezeption seiner Werke in bestimmte Bahnen. Die Titel sind somit nicht minder wichtig als die Werke selbst. Es gibt denn auch fast keine Werke, die von Eggenschwiler keine Bezeichnung erhalten haben. Wort und Bild bedingen sich in seiner Kunst gegenseitig.
Christian Féraud