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Description
Im Gegensatz zu seinen Genfer Lehrern François Diday und Alexandre Calame hat es Zünd nie in die Hochgebirgsregionen gezogen. Auch Winterlandschaften kennt man vom Luzerner Maler nicht. Zünd, der zeitlebens nicht gerne reist, begnügt sich mit den Sujets aus seiner näheren Umgebung. In seiner Auffassung von Technik und Komposition erweist er sich jedoch als typischer Maler in der Nachfolge der grossen Landschaftsmaler des 18. und 19. Jahrhunderts. Vorstudien in Form von Bleistift- und Ölskizzen, die als Modelle für weitere Entwürfe Verwendung finden, sind ihm wichtiges Arbeitsmaterial. Dies wird in seiner Werkgruppe um die „Schellenmatt“ ersichtlich.
Die Schellenmatt, ein Hof am Luzerner Stadtrand und unweit von Zünds Wohnhaus entfernt, ist für Zünd ein sinnliches Motiv, bäuerliches Leben mit einer lieblichen Landschaft in Einklang zu bringen. Motive wie ein Bauernhof, ein Kornfeld, Bäume und Staffagefiguren erscheinen in unterschiedlichen Kompositionsanordnungen und -dichten. In allen „Schellenmatt“-, bzw. „Kornfeld“-Gemälden, so auch im Bild „Haus unter Nussbäumen“, sind die lichtdurchfluteten, in voller Blätterpracht stehenden Bäume zentrales Bildmotiv. In ihnen spiegelt sich Zünds Vorliebe und Kennerschaft wieder, Blattwerk in unterschiedlicher Qualität wiedergeben zu können. Die Variation in der Lichtführung und die umfangreiche Palette der Grün der Blätter ist gerade im „Haus unter Nussbäumen“ faszinierend und entscheidend für die Plastizität des Bildmotivs.
Die Mächtigkeit der Nussbäume erwirkt der Künstler auch mit kompositorischen Mitteln. Die Schellenmatt im Hintergrund wirkt klein und zierlich, gleichsam die Staffagefiguren, die sich über die ganze Bildbreite verteilen. Den holländischen Landschaftsmalern entliehen ist Zünds Gestaltung des Grundes, der sich flach ausweitend tief in den Hintergrund erstreckt, unterstützt durch die Anlage des Weges, der ins Bild hineinführt. Auch der Bauer in Rückenansicht führt den Blick der Betrachter in die Bildtiefe.
Wie aus einer Bleistiftmarkierung am Keilrahmen entnommen werden kann, hat Zünd das Bild auf den 1. Oktober 1863 datiert. Es steht damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der Hauptwerke Zünds, der „Ernte“ von 1859/60 (Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kunstmuseum). Die „Ernte“ wie auch weitere Bilder aus der Gruppe der „Kornernten“ sind für Zünd typische Kompositbilder, die mit wiederkehrenden Motiven ähnlichen Schemata gehorchen. So verfügen sie über einen tiefen Horizont und eine starke perspektivische Verkürzung des Vordergrundes, der meist mittels einem Kornfeld oder im Falle der „Schellenmatt“ einer Wiese ausgezeichnet ist. Die vom Keilrahmen entnommene Datierung des Luzerner Gemäldes darf deswegen auch aufgrund seiner thematischen und kompositorischen Anlage als zutreffend bezeichnet werden. Vergleichbar mit seinen späteren „Eichwäldern“ muss die thematische Gruppe um die „Schellenmatt“ ein von Kunden bevorzugtes Motiv gewesen sein. Dies belegen auch die zahlreichen Variationen der „Skizzchen“ zu den Kornernten, die Zünd jeweils seinen Interessenten zur Auswahl und Bestellung zugesandt hat.
Susanne Neubauer
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Gottfried Keller-Stiftung, Bern, 1942 erworben mit einem Beitrag der Bernhard EglinStiftung Fam. Hess-Naeder, Engelberg
Eingangsjahr: 1942
Exhibition History
Meisterwerke der Gottfried Keller-Stiftung. Schweizer Kunst aus neun Jahrhunderten, Zürich, Kunsthaus Zürich, 10.06.1965 - 21.07.1965
Robert Zünd (1826-1909), Luzern, Kunstmuseum Luzern, 12.06.2004 - 26.09.2004
Mixing Memory and Desire – Wunsch und Erinnerung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 20.06.2000 - 24.09.2000
10. Gemäldeausstellung Trubschachen, Trubschachen, Kulturverein Trubschachen, 19.06.1982 - 11.07.1982
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
(S)keri - Klara Schilliger / Valerian Maly, Kriens, Museum im Bellpark, 11.05.1996 - 30.06.1996
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
50 Jahre Gottfried-Keller-Stiftung, Bern, Kunstmuseum Bern, 14.06.1942 - 20.09.1942
Robert Zünd in seiner Zeit, Luzern, Kunstmuseum, 01.07.1978 - 10.09.1978
2. Gemäldeausstellung Trubschachen. Die Welt des Bauern in 180 Bildern aus Museen und Privatbesitz, Trubschachen, Kulturverein Trubschachen, 18.06.1966 - 10.07.1966
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Robert Zünd (1827-1909), Tobias Madörin (*1965). Bellevue, Luzern, 07.07.2017 - 15.10.2017
Bibliographie
Fischer, Peter, "Robert Zünd", in: Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli 2008, S. 71-77
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
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Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Robert Zünd, hrsg. von Susanne Neubauer, mit Texten von Cornelia Dietschi, Susanne Neubauer und Peter Fischer, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2004
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Zelger, Franz, "Robert Zünd", in: Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst, hrsg. vom Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich/Lausanne 1998, S. 1169-1170
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Althaus, Peter F., "Spitzenwerke der Malerei. Museen der Schweiz und Sammlung Liechtenstein", in: Schreibmappe 1955, hrsg. von der Verbandsdruckerei AG, 1955, unpaginiert
Hugelshofer, Walter, Robert Zünd, Zürich: Max Niehans Verlag, 1943