Sophie Taeuber-Arp, 1 Einträge
Zusammen mit Hans Arp zieht sie 1926 nach Strassburg. Hier erhält sie von den Gebrüdern Horn den Auftrag, ein Unterhaltungszentrum an der Place Kléber zu gestalten – die „Aubette“ gilt als ein wegweisendes Gesamtkunstwerk der Moderne. 1929 baut sie zusammen mit Arp in Meudon bei Paris ihr eigenes Haus, in dem beide ihr Atelier einrichten. Sie gibt ihre Lehrtätigkeit in Zürich, die sie bis jetzt beibehalten hat, auf und widmet sich von 1930 bis1939 ausschliesslich der künstlerischen Arbeit. 1940 fliehen Sophie Taeuber und Hans Arp, kurz vor der deutschen Besetzung, nach Südfrankreich und Ende 1942 weiter nach Zürich. In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 1943 stirbt die Künstlerin wegen der Fehlmanipulation eines Ofens an einer Kohlenmonoxidvergiftung im Haus von Max und Binia Bill.
Immer wieder ist Sophie Taeuber in Künstlergruppen engagiert: Für die erste Ausstellung des Schweizerischen Werkbundes, bei dem sie von 1915 bis 1932 Mitglied ist, inszeniert sie 1918 das Puppenspiel „König Hirsch“. Im gleichen Jahr unterzeichnet sie zusammen mit Hans Arp das Dadaistische Manifest und tritt der Künstlervereinigung „Das neue Leben“ bei. Ab 1930 ist sie Mitglied bei „Cercle et Carré“, eine Gruppierung abstrakter Künstler, die ab 1931 als „Abstraction-Création“ weitergeführt wird und mit der sie bis 1934 verbunden bleibt. Von 1937 bis 1943 schliesst sie sich der Schweizer Künstlergruppe „Allianz“ an, bei der sie die Zeitschrift „Plastique/Plastic“ mitgründet und als Redaktorin tätig ist.
Die verschiedenen Werkphasen verlaufen annähernd parallel zu den wechselnden Wohnorten der Künstlerin, wobei sich die kunstgewerbliche und die künstlerische Auseinandersetzung gegenseitig beeinflussen: In den Zürcher Jahren übernimmt Sophie Taueber von ihren textilen Arbeiten die streng horizontal-vertikale Einteilungsstruktur auch für ihre freien Entwürfe. Diese Ausrichtung der Bildkompositionen nach Horizontale und Vertikale bleibt während der ganzen Schaffenszeit bestehen. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit den bildnerischen Mitteln, entwickelt die Künstlerin eine eigenständige konstruktive und abstrakte Bildsprache. Die Dadaköpfe verweisen auf eine spielerische Seite in ihrem Werk. In Strassburg setzt sie sich vermehrt mit architektonischen und innenarchitektonischen Fragestellungen auseinander, wobei auch hier die Hauptmotive Quadrat und Kreis ihre Arbeit prägen. Das künstlerische Hauptwerk, das in den Pariser Jahren von 1930 bis 1939 entsteht, umfasst neben Gemälden auch Gouachen, Zeichnungen und Reliefs. Die Künstlerin widmet ihre Untersuchungen dem Ausdrucksgehalt der einzelnen Formen wie auch der Frage nach dem Gleichgewicht in den Kompositionen, die aus geometrischen Formen und klaren Farben gebildet werden. Durch die Überlagerung flächiger Felder erreicht sie eine räumliche Wirkung von dynamischer Spannung. In den Jahren auf der Flucht, 1940 bis 1943, fertigt sie kleinere Werke an und setzt sich verstärkt mit der Linie auseinander.
Die teilweise sehr enge Zusammenarbeit mit Hans Arp wirkt sich für beide Seiten bereichernd aus, führt aber auch dazu, dass das Werk Sophie Taeubers lange nicht als eigenständige Arbeit wahrgenommen und entsprechend anerkannt wird. Erst mit historischer Distanz wird Sophie Taeuber-Arp als Pionierin der konstruktiven wie auch abstrakten Kunst gewürdigt.
Agatha von Däniken
Zürich, Museum Bellerive (Austt.-Kat.), Sophie Taeuber-Arp. Gestalterin Architektin Tänzerin. Designer Dancer Architect, Katalog von Eva Afuhs und Christina Reble, Zürich: Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, 2007
Solothurn, Kunstmuseum Solothurn (Ausst.-Kat.), Variations. Sophie Taeuber-Arp. Arbeiten auf Papier/Works on Paper, hrsg. von Christoph Vögele, mit einem Beitrag von Walburga Krupp, Heidelberg: Kehrer, 2002
Remagen, Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck/Tübingen, Kunsthalle Tübingen/München, Städtische Galerie im Lenbachhaus (Ausst.-Kat.), Sophie Taeuber-Arp 1889−1943, hrsg. von Siegfried Gohr, Remagen: Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck; Stuttgart: Gerd Hatje, 1993
Aarau, Aargauer Kunsthaus (Ausst.-Kat.), Sophie Taeuber-Arp – zum 100. Geburtstag, Katalog von Beat Wismer, Aarau: Aargauer Kunsthaus; Baden: Lars Müller, 1989
Ascona, Museo Communale (Ausst.-Katalog), Sophie Taeuber-Arp. 1889–1943, hrsg. vom Museo Communale Ascona, mit Texten von Angela Thomas Jankowski, Ascona: Museo Communale, 1983