Olivier Mosset, 3 Einträge
Olivier Mosset wird am 5. November 1944 als Sohn eines Chemieingenieurs in Bern geboren. Im Alter von 18 Jahren unterbricht er das Gymnasium und reist für ein Jahr nach Paris. Hier knüpft er erste Kontakte mit Schweizer Künstlern und Vertretern des Nouveau Réalisme, wie Daniel Spoerri und Jean Tinguely, die in dieser Zeit in der französischen Metropole leben. Beiden assistiert der junge Mosset bevor er für den Maturitätsabschluss zurück in die Schweiz geht. 1965 siedelt er nach Paris über. Nur ein Jahr später begegnet er Daniel Buren, Michel Parmentier und Niele Toroni. Zu viert gründen sie 1967 die Künstlergruppe „B.M.P.T.". Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der vier Mitglieder zusammen. Sie beschäftigen sich intensiv mit Fragestellungen rund um die Autorenschaft und sind in dieser Zeit auch der Überzeugung, dass die Malerei an einem Nullpunkt angelang sei. Diesbezüglich organisieren sie verschiedene Veranstaltungen. Im Salon de la Jeune Peinture in Paris stellen sie 1967 erstmals gemeinsam aus. Am Abend der Vernissage hängen sie aber die Bilder ab und montieren stattdessen ein Banner mit der Aufschrift „Buren, Mosset, Parmentier und Toroni n’exposent pas“. Diese provokative Aktion soll die Betrachterin und den Betrachter in den Diskurs um die Malerei, deren Essenz und Sinn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufmerksam machen. Dass sie dem Kunstobjekt mehr Interesse schenken wollen als dem Autor selbst, zeigen sie damit, dass sie teilweise auch die Arbeit eines Kollegen übernehmen und so nicht in jedem Fall eruiert werden kann, was wirklich eigenhändig gemacht worden ist. Die von ihnen gemalten Werke sollen nicht bloss vom (Künstler-)Subjekt losgelöst betrachtet werden, ebenso soll durch die Reduktion der Form und Farbe dem Illusionismus kein Platz eingeräumt werden.
Eines der ersten Werke von Olivier Mosset ist eine kleine Leinwand von 1965–1966, auf der in der Mitte der Buchstabe A steht. Gleich wie beim Alphabet steht dieses graphische Zeichen in Mossets Laufbau für den Anfangspunkt. 1966 malt er erstmals Werke mit schwarzen Kreisringen in der Mitte einer weissen Fläche. Dieses Motiv wiederholt er in den folgenden Jahren fast unermüdlich, es sind rund 200 Gemälde und sie gelten heute als ein Markenzeichen des Künstlers. Später geht Mosset zu grossformatigen Bildern über, in denen vertikale Streifen dominieren. Diese Arbeiten entstehen in Anlehnung an Daniel Buren. In diese Werkgruppe gehört auch das Luzerner Bild „Ohne Titel“, 1977 (KML M 95.211).
1977 wird Mosset an die Biennale de Paris eingeladen, wo er ein grosses, monochrom rotes Bild präsentiert. Es kann als Vorwegnahme der intensiven und langjährigen Beschäftigungen mit dem Monochromen betrachtet werden. Im selben Jahr übersiedelt er nach New York, wo er zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der amerikanischen und europäischen Kunst wie Marcia Hafif, Joseph Marioni, Jerry Zeniuk und Günther Umberg die Bewegung des Radical Painting gründet. Die erste gemeinsame Ausstellung minimaler, monochromer oder analytischer Malerei, eine eintägige Aktion, findet ein Jahr später in der Julian Pretto Gallery in New York statt. Der Begriff „radical“ soll laut den Vertretern einerseits auf die radikale Haltung hinweisen, andererseits soll das Radical Painting die „Wurzel“, die Ursprünge, sowie das Wesentliche der Malerei untersuchen. Mosset beschäftigt weiterhin die Frage nach der „reinen Malerei“.
1985 löst sich der Künstler wieder von der Monochromie. Eine „Neu“ -Ausrichtung fällt mit der Entstehung der „Neo-Geo-Bewegung“ zusammen, der unter anderem auch der Schweizer John M Armleder und der Amerikaner Peter Halley angehören. Diese geometrischen Arbeiten können „als Weiterführung der Kritik am akademischen Formalismus sowie an der Konzeptkunst betrachtet werden“, so Mosset. Neben den Themen des eigentlichen Mal- und Entstehungsprozesses verschärft der Künstler den Fokus auf die Wahrnehmung und den Betrachterstandpunkt. Zur gleichen Zeit finden die ersten Retrospektiven des Künstlers statt, unter anderem in La Chaux-de-Fonds und im Kunsthaus Aarau. Einen weiteren Höhepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn erreicht Mosset, als er 1990 die Schweiz an der Biennale von Venedig vertritt. Neben zahlreichen Ausstellungen vornehmlich in Frankreich, den USA und in der Schweiz findet schliesslich 2003 im Kunstmuseum St. Gallen und im Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne eine grosse Überblicksschau statt. Heute lebt Mosset in Tuscon, Arizona.
Simona Ciuccio
Eines der ersten Werke von Olivier Mosset ist eine kleine Leinwand von 1965–1966, auf der in der Mitte der Buchstabe A steht. Gleich wie beim Alphabet steht dieses graphische Zeichen in Mossets Laufbau für den Anfangspunkt. 1966 malt er erstmals Werke mit schwarzen Kreisringen in der Mitte einer weissen Fläche. Dieses Motiv wiederholt er in den folgenden Jahren fast unermüdlich, es sind rund 200 Gemälde und sie gelten heute als ein Markenzeichen des Künstlers. Später geht Mosset zu grossformatigen Bildern über, in denen vertikale Streifen dominieren. Diese Arbeiten entstehen in Anlehnung an Daniel Buren. In diese Werkgruppe gehört auch das Luzerner Bild „Ohne Titel“, 1977 (KML M 95.211).
1977 wird Mosset an die Biennale de Paris eingeladen, wo er ein grosses, monochrom rotes Bild präsentiert. Es kann als Vorwegnahme der intensiven und langjährigen Beschäftigungen mit dem Monochromen betrachtet werden. Im selben Jahr übersiedelt er nach New York, wo er zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der amerikanischen und europäischen Kunst wie Marcia Hafif, Joseph Marioni, Jerry Zeniuk und Günther Umberg die Bewegung des Radical Painting gründet. Die erste gemeinsame Ausstellung minimaler, monochromer oder analytischer Malerei, eine eintägige Aktion, findet ein Jahr später in der Julian Pretto Gallery in New York statt. Der Begriff „radical“ soll laut den Vertretern einerseits auf die radikale Haltung hinweisen, andererseits soll das Radical Painting die „Wurzel“, die Ursprünge, sowie das Wesentliche der Malerei untersuchen. Mosset beschäftigt weiterhin die Frage nach der „reinen Malerei“.
1985 löst sich der Künstler wieder von der Monochromie. Eine „Neu“ -Ausrichtung fällt mit der Entstehung der „Neo-Geo-Bewegung“ zusammen, der unter anderem auch der Schweizer John M Armleder und der Amerikaner Peter Halley angehören. Diese geometrischen Arbeiten können „als Weiterführung der Kritik am akademischen Formalismus sowie an der Konzeptkunst betrachtet werden“, so Mosset. Neben den Themen des eigentlichen Mal- und Entstehungsprozesses verschärft der Künstler den Fokus auf die Wahrnehmung und den Betrachterstandpunkt. Zur gleichen Zeit finden die ersten Retrospektiven des Künstlers statt, unter anderem in La Chaux-de-Fonds und im Kunsthaus Aarau. Einen weiteren Höhepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn erreicht Mosset, als er 1990 die Schweiz an der Biennale von Venedig vertritt. Neben zahlreichen Ausstellungen vornehmlich in Frankreich, den USA und in der Schweiz findet schliesslich 2003 im Kunstmuseum St. Gallen und im Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne eine grosse Überblicksschau statt. Heute lebt Mosset in Tuscon, Arizona.
Simona Ciuccio
Lausanne, Musée cantonal des Beaux-Arts/St. Gallen, Kunstverein St. Gallen Kunstmuseum/Santa Fe, SITE (Ausst.-Kat.), Olivier Mosset. Arbeiten/Works, 1966–2003, hrsg. von Lionel Bovier, mit Texten von Michel Gauthier (et al.), Mailand: Editions 5 Continents, 2003
Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst, hrsg. vom Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft Zürich und Lausanne, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 1998
Bernhard Bürgi, Edmond Charrière, Robert Nickas, Olivier Mosset, hrsg. von Sophie Ott, Baden: Lars Müller, 1990
Genf, Centre d'art contemporain/Nizza, Villa Arson, Olivier Mosset, hrsg. von Adelina von Fürstenberg, Genf: Centre d'art contemporain, 1986