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Andreas Gehr, 4 Einträge

Andreas Gehr wird am 16. Juli 1942 in Appenzell geboren. Nach einer Lehre als Schlosser absolviert er von 1963–66 die Kunstgewerbeschule Luzern. Zwischen 1966 und 1968 besucht er die Ecole des Beaux-Arts in Paris und lässt darauf eine Ausbildung zur Holzbildhauerei bei Jeyn Touret in Les Montils folgen.

Mit der Teilnahme an diversen Gruppenausstellungen kann Andreas Gehr mit seiner Kunst insbesondere auf nationaler aber auch internationaler Ebene Fuss fassen. 1975 gestaltet er eine Sonderausstellung im Luzerner Kunstmuseum und nimmt im gleichen Jahr an der Biennale des Jeunes in Paris teil. 1976 gewinnt er das Eidgenössische Kunststipendium. Es folgen Ausstellungen im Seedamm-Kulturzentrum in Pfäffikon (1979), erneut im Kunstmuseum Luzern (1979) und 1980 in den Internationalen Hallen für neue Kunst in Zürich. Im Jahre 1982 erhält Gehr den zum ersten Mal verliehenen Nordmann Kunstpreis Luzern. 1984 werden Arbeiten in der Ydessa Gallery in Toronto gezeigt.

Andreas Gehr arbeitet fast ausschliesslich im Medium der Plastik, wobei er vielfältige Materialien wie Tonerde, Stahl und Glas verwendet. In ihrer räumlichen Präsenz eignet sich die Plastik besonders zur Gegenüberstellung mit dem Betrachter oder der Betrachterin. Die Objekte Gehrs machen neugierig, ziehen an. Sie veranlassen dazu, sich zu bücken, sich zu strecken, zu beobachten. Sie sind immer erzählerischer Natur und stehen in einem bewusst gewählten Bezug zum Raum, in dem sie sich befinden. Der Raum und das Relationsnetzwerk, das sich zwischen diesem, dem Objekt und dem Betrachter eröffnet, sind wesentliche Bestandteile in Gehrs Kunst.

Ein bis heute oft wiederkehrendes Motiv ist dabei das Schriftzeichen, das dem gewohnten Kontext entnommen, die eigentliche Bedeutung verliert. Durch die räumliche Anordnung erscheint es in neuer Situation und damit mit neuer Bedeutung. Exemplarisch sind dazu die frühen Arbeiten Gehrs zu erwähnen, in denen er sich mit dem Thema der Sprache auseinander setzt. 1973 schafft er mit "Mein Alphabet" eine eigene Art von Vokabular: Einzelne Zeichen, die in ihrem Aussehen nichts mit uns bekannten Buchstaben oder Wörtern zu tun haben, in ihrer Beziehung zueinander aber dennoch Bedeutung erlangen und Geschichten erzählen. Gehr schafft mit seinen Arbeiten eine neue Form von Sprache, in der der Kontext massgebend ist und nicht die symbolische Bedeutung der einzelnen Chiffre.

Immer wieder setzt sich Andreas Gehr aber auch mit dem Wesen der Skulptur an sich auseinander. Beispielhaft sind dafür die seit den 1980er Jahren entstehenden Arbeiten aus Glas: Gläserne geometrische Körper, die sich in ihrer Transparenz zu entmaterialisieren scheinen, kontrastieren mit der harten Präsenz von Stahl.

Ob figürlich oder formal, Gehrs Arbeiten sind immer von scheinbaren Gegensätzen durchzogen. Diese können inhaltlicher, aber auch formaler oder materieller Art sein. Ob aus Glas, Metall oder Ton, immer wieder stösst man in seinen Werken auf eine Dualität die sowohl Auflösung als auch Konstituierung, sowohl Zerstörung als auch Neuanfang in sich trägt.

Fabienne Sutter
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