Rosemary Laing, 3 Einträge
Rosemary Laing wird 1959 in Brisbane geboren und bildet sich an verschiedenen Universitäten in Australien im Bereich der bildenden Kunst aus. Seit den 1980er Jahren nimmt die Künstlerin an Einzel- und Gruppenausstellungen in Australien, den USA, Asien und Europa teil. 2007 folgt sie der Einladung an die Biennale in Venedig und stellt ihre Arbeiten im italienischen Pavillon aus. Heute lebt und arbeitet Rosemary Laing in Sydney.
Ursprünglich in Malerei ausgebildet, beschäftigt sich die Künstlerin seit Mitte der 1980er Jahren intensiv mit dem Medium der seriellen Fotografie. Ausgehend von vertieften Recherchen und an Filmproduktionen erinnernde Sets inszeniert Laing grossformatige Farbfotografien, die in ihrem formalen Ausdruck an Film Stills erinnern. Gerade die um die Jahrtausendwende entstehenden Serien wie „Flight research“ (1999–2000), „weather“ (2006, vgl.: KML 2006.134q) oder „bulletproofglass“ (2002, vgl.: KML 2005.82q) sind das Resultat aufwändiger Arbeitsprozesse und zeugen zudem von der Faszination der Künstlerin für den Zustand des Fliegens. Während Laing in den genannten Serien den menschlichen Körper als fliegendes Objekt inszeniert, realisierte sie Mitte der 1990er Jahren verschiedene fotografische Arbeiten („greenwork“, 1995, „brownwork“, 1996–97, „airport“, 1997), die den Flughafens als 'Nicht-Ort', der sich durch die Abwesenheit von Geschichte und jeglicher natürlicher oder ortsspezifischer kultureller Identität auszeichnet, thematisieren. Der Flughafen erscheint hierbei als ein komplexer Topos der modernen Gesellschaft und verweist zudem ganz spezifisch auf den kulturellen Kontext Australiens, der seit jeher durch die dem Land eigene Distanz – sei es innerhalb des Kontinentes als auch hinsichtlich der restlichen Welt – geprägt ist.
Der konkrete Bezug auf spezifische, mit ihrer Heimat verknüpfte Orte oder Landschaften ist ein zentraler Aspekt in Laings künstlerischem Œuvre. Seit ihren frühen Fotografien aus den späten 1980er und den beginnenden 1990er Jahren setzt sich Laing mit der Natur, deren zeitgenössischen Wahrnehmung und Repräsentationsfunktion sowie dem Einfluss von Technologie auf die Landschaft auseinander. In seriellen Arbeiten wie „groundspeed“ (2001, vgl.: KML 2005.81q) wird die dargestellte Landschaft ganz unmittelbar als Ort des Aufeinandertreffens zweier Welten – der Kolonialmacht und der ursprünglichen australischen Kultur – inszeniert; die Serie „one dozen unnatural disasters in the Australian landscape“ von 2002 konfrontiert Erzeugnisse der westlichen Kultur mit der gewaltigen Natur Australiens.
Die stetige, mitunter wohl auch aufreibende Auseinandersetzung mit der Geschichte Australiens und die damit einhergehende Konfrontation mit den eigenen Wurzeln ist ein wesentlicher Antrieb für Laings Schaffen. In diesem Sinne implizieren ihre Fokussierungen auf die dominante Natur, auf spezifische, überaus behaftete Stätten wie der „Ayers Rock“ nicht nur eine Beschäftigung mit dem tatsächlichen geographischen Kontext, sondern sind stets auch eine Reflexion über die eigene Beziehung, die eigenen Verbindungen zu dem Ort und den ihm anhaftenden Konnotationen. Gerade letztgenannter Aspekt wird für Laing unweigerlich zum Ausgangspunkt für Fragen nach ihrer eigenen, zwangsläufig mit der Kolonialisierungsgeschichte verknüpften Identität und der damit verbundenen Tatsache, dass die ursprüngliche australische Bevölkerung einst sowohl aus ihrem geographischen als auch aus ihrem kulturellen Raum verdrängt worden ist. Auffallend ist in diesem Kontext, dass Laing beispielsweise mit dem „Ayers Rock“ wohl Artefakte der Aborigines-Kultur abbildet und die Thematik in vielen Arbeiten auf einer interpretatorischen Ebene präsent ist, sie aber letztlich von der spezifischen Abbildung der Menschen absieht. Diese visuelle Aussparung erscheint insofern als zentral, als dass die Künstlerin dadurch den kolonialistischen Blick umgeht und sich gezielt nicht der tradierten, westlichen Abbildungsmustern bedient, die oft eine Versicherung des Eigenen über die Inszenierung des Fremden intendieren. Mit Blick auf die Kolonialisierungsgeschichte reflektiert Laing auch die realpolitische Situation im Hier und Jetzt. 2007 stellt sie in Venedig die Arbeit „Welcome to Australia“ aus, die eine gefängnisgleiche Auffangstation für Asylsuchende im Süden Australiens zeigt und unweigerlich daran erinnert, wie das ehemalige Einwanderungsland mit der modernen Migration verfährt. Gerade weil die Konzipierung eines spezifischen Bildes von Australien in der Öffentlichkeit sehr stark über die visuelle Inszenierung der Landschaft vollzogen wird, gelingt Rosemary Laing mit ihrem vielfältigen fotografischen Werk der Entwurf einer anderen, mitunter auch beunruhigende Visualisierung des fünften Kontinentes.
Gioia Dal Molin
Ursprünglich in Malerei ausgebildet, beschäftigt sich die Künstlerin seit Mitte der 1980er Jahren intensiv mit dem Medium der seriellen Fotografie. Ausgehend von vertieften Recherchen und an Filmproduktionen erinnernde Sets inszeniert Laing grossformatige Farbfotografien, die in ihrem formalen Ausdruck an Film Stills erinnern. Gerade die um die Jahrtausendwende entstehenden Serien wie „Flight research“ (1999–2000), „weather“ (2006, vgl.: KML 2006.134q) oder „bulletproofglass“ (2002, vgl.: KML 2005.82q) sind das Resultat aufwändiger Arbeitsprozesse und zeugen zudem von der Faszination der Künstlerin für den Zustand des Fliegens. Während Laing in den genannten Serien den menschlichen Körper als fliegendes Objekt inszeniert, realisierte sie Mitte der 1990er Jahren verschiedene fotografische Arbeiten („greenwork“, 1995, „brownwork“, 1996–97, „airport“, 1997), die den Flughafens als 'Nicht-Ort', der sich durch die Abwesenheit von Geschichte und jeglicher natürlicher oder ortsspezifischer kultureller Identität auszeichnet, thematisieren. Der Flughafen erscheint hierbei als ein komplexer Topos der modernen Gesellschaft und verweist zudem ganz spezifisch auf den kulturellen Kontext Australiens, der seit jeher durch die dem Land eigene Distanz – sei es innerhalb des Kontinentes als auch hinsichtlich der restlichen Welt – geprägt ist.
Der konkrete Bezug auf spezifische, mit ihrer Heimat verknüpfte Orte oder Landschaften ist ein zentraler Aspekt in Laings künstlerischem Œuvre. Seit ihren frühen Fotografien aus den späten 1980er und den beginnenden 1990er Jahren setzt sich Laing mit der Natur, deren zeitgenössischen Wahrnehmung und Repräsentationsfunktion sowie dem Einfluss von Technologie auf die Landschaft auseinander. In seriellen Arbeiten wie „groundspeed“ (2001, vgl.: KML 2005.81q) wird die dargestellte Landschaft ganz unmittelbar als Ort des Aufeinandertreffens zweier Welten – der Kolonialmacht und der ursprünglichen australischen Kultur – inszeniert; die Serie „one dozen unnatural disasters in the Australian landscape“ von 2002 konfrontiert Erzeugnisse der westlichen Kultur mit der gewaltigen Natur Australiens.
Die stetige, mitunter wohl auch aufreibende Auseinandersetzung mit der Geschichte Australiens und die damit einhergehende Konfrontation mit den eigenen Wurzeln ist ein wesentlicher Antrieb für Laings Schaffen. In diesem Sinne implizieren ihre Fokussierungen auf die dominante Natur, auf spezifische, überaus behaftete Stätten wie der „Ayers Rock“ nicht nur eine Beschäftigung mit dem tatsächlichen geographischen Kontext, sondern sind stets auch eine Reflexion über die eigene Beziehung, die eigenen Verbindungen zu dem Ort und den ihm anhaftenden Konnotationen. Gerade letztgenannter Aspekt wird für Laing unweigerlich zum Ausgangspunkt für Fragen nach ihrer eigenen, zwangsläufig mit der Kolonialisierungsgeschichte verknüpften Identität und der damit verbundenen Tatsache, dass die ursprüngliche australische Bevölkerung einst sowohl aus ihrem geographischen als auch aus ihrem kulturellen Raum verdrängt worden ist. Auffallend ist in diesem Kontext, dass Laing beispielsweise mit dem „Ayers Rock“ wohl Artefakte der Aborigines-Kultur abbildet und die Thematik in vielen Arbeiten auf einer interpretatorischen Ebene präsent ist, sie aber letztlich von der spezifischen Abbildung der Menschen absieht. Diese visuelle Aussparung erscheint insofern als zentral, als dass die Künstlerin dadurch den kolonialistischen Blick umgeht und sich gezielt nicht der tradierten, westlichen Abbildungsmustern bedient, die oft eine Versicherung des Eigenen über die Inszenierung des Fremden intendieren. Mit Blick auf die Kolonialisierungsgeschichte reflektiert Laing auch die realpolitische Situation im Hier und Jetzt. 2007 stellt sie in Venedig die Arbeit „Welcome to Australia“ aus, die eine gefängnisgleiche Auffangstation für Asylsuchende im Süden Australiens zeigt und unweigerlich daran erinnert, wie das ehemalige Einwanderungsland mit der modernen Migration verfährt. Gerade weil die Konzipierung eines spezifischen Bildes von Australien in der Öffentlichkeit sehr stark über die visuelle Inszenierung der Landschaft vollzogen wird, gelingt Rosemary Laing mit ihrem vielfältigen fotografischen Werk der Entwurf einer anderen, mitunter auch beunruhigende Visualisierung des fünften Kontinentes.
Gioia Dal Molin