Stefan Banz, 2 Einträge
Stefan Banz wird am 11. September 1961 als achtes und letztes Kind von Sophie und Bernhard Banz-Mahnig in Sursee geboren. Er wächst mit seinen fünf Schwestern und zwei Brüdern in Menznau, einem Dorf am Fusse des Napfs, auf. Sein Vater betreibt ein kleines Malergeschäft und ist Gemeindeammann des Wohnorts. Nach der obligatorischen Schulzeit besucht er die ersten vier Jahre des Gymnasiums in Willisau und die restliche Zeit des Typus C in seinem Geburtstort Sursee.
Das erste Erlebnis mit Kunst verschafft ihm sein Vater. Er kauft damals an Tankstellen erhältliche kleine Kartonbilder, Reproduktionen von Kunstwerken van Goghs, Monets und Niederländischen Meistern, die er seinem Sohn schenkt. Sein Interesse an Malerei wird durch einen Besuch mit seiner Schwester im Kunstmuseum Basel geweckt, als er zum ersten Mal originalen Werken und Skulpturen gegenübersteht. Besonders beeindruckte ihn „Die Pest“ von Arnold Böcklin. Damals sieht er seine Zukunft nicht als Künstler, da ihm sein Umfeld keine künstlerische Begabung attestiert, sondern will Filmregisseur werden. Auf der einen Seite ist er fasziniert von der Monumentalität und Suggestivität des Kinos, auf der anderen Seite sind zwei Hobbys seines Vaters von Bedeutung für ihn. Sofern es ihm finanziell erlaubt ist, reist und hält er seine Reisen mit einer Super-8- und Spiegelreflexkamera fest. Banz wächst mit den spontanen Dokumentationen auf und dreht mit sechzehn Jahren seinen ersten von insgesamt acht kleinen Super-8-Spielfilmen. Zusätzlich übt er sich im Schreiben von Gedichten. Ein weiterer wichtiger Zugang zur Kunst bildet die Musik. Während seiner Zeit am Gymnasium ist Banz Sänger einer Rockband namens „Food for Fools“. Die Musik der 1960er Jahre prägt ihn stark, aber die wirkliche Auseinandersetzung mit ihr beginnt in den 1970er Jahren. Neben seiner wichtigsten Referenz Frank Zappa, dessen Hinwegsetzung über gegebene Stile er bewundert, interessieren ihn die verschiedensten Ausdrucksformen.
Banz entscheidet sich schliesslich gegen eine Ausbildung zum Filmregisseur und beginnt 1982 ein Studium der Kunstwissenschaft, Germanistik und Literaturkritik an der Universität Zürich, das er 1991 als lic. phil. abschliesst. 1985 fällt der Entscheid, mit seiner Frau Sabine Mey in Luzern einen Ausstellungsraum, die Galerie Prosart, zu eröffnen. Von 1987 bis 1988 führt er den Raum für aktuelle Schweizer Kunst (RASK) in Luzern. In seine Studienzeit fallen die Geburten ihrer Kinder Jonathan (1987) und Lena (1989). 1989 gründet er zusammen mit Bruno Müller-Meyer, Erwin Hofstetter und Stephan Wittmer die Kunsthalle in Luzern, deren künstlerische und administrative Leitung Banz bis 1993 innehat.
Banz ist bis zu seiner ersten Einzelausstellung 1989 in der Galerie Apropos in Luzern Kurator und Ausstellungsmacher. Den Wechsel zum Künstlerdasein vollzieht er schliesslich 1992 mit seiner Ausstellung „Der Anbau des Museums“ in der Kunsthalle Luzern. Seine Idee war, mit kreativen Menschen, die sich nicht Künstler nannten, eine Installation zu realisieren. Der Gärtner Wada Jossen, der Kunstkritiker Theo Kneubühler, der Philosoph Jacques Derrida und der Ausstellungsmacher Harald Szeemann waren eingeladen, sich im Rahmen von Banz‘ Ausstellungsidee in die Ausstellung einzubringen, die somit als Ganzes zum Kunstwerk wurde. Banz erkennt darin das wegweisende Moment für sein späteres Schaffen. Einen wichtigen Teil seines Œuvres bilden seine Fotografien der frühen 1990er Jahre, die mehrheitlich seine Familie, vermeintlich bekannte Szenen, widergeben und dadurch von der Rezeption oft als „voyeuristisch“ bezeichnet werden. In den späten 1990er Jahren ist eine mediale Verschiebung in seinem Schaffen zu beobachten. Banz knüpft bei der Fotografie an und produziert kleine Videoepisoden in endlosen Loops mit oft verlangsamtem Ton, die sich auch in seinem direkten, familiären Umfeld abspielen. Die Videoarbeit „Door to Door. Break on Through to the Other Side“ aus dem Jahre 1997, in dem ein Nachbar in den Garten des Künstlers eindringt, ihn beschimpft und verprügelt, kann als Beispiel für die Schwierigkeiten stehen, die sich bei der Durchbrechung von abgesteckten Grenzen ergeben. Er präsentiert unkommentiert seine private Welt anhand unspektakulärer, alltäglicher Bilder und verbindet somit die Kunst mit dem Leben. Obwohl in unterschiedlichen Medien ausgeführt, fokussiert er in beiden Gebieten auf Fragen über die Verlässlichkeit der Wahrnehmung.
Seine beiden ersten Einzelausstellungen als Künstler bestreitet er 1993 in der Kubinski Gallery in New York und in der Galerie Meile in Luzern. Mit der Installation „Dive“ setzt er 1996 den Ausstellungsraum des O.K. Centrum für Gegenwartskunst in Linz (wie bereits 1993 in New York) unter Wasser. Das Feld der Malerei betritt er 1999, als er in den Ausstellungen „Gods + Monsters“ (Galerie Ars Futura, Zürich) und „A Shot Away Some Flowers“ (MAMCO, Genf) seine „Baby Bacons“ (entstanden nach Abbildungen Francis Bacons Bilder) präsentiert. Im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich findet 2000 mit „Gulliver“ seine erste Überblicksausstellung statt, die wichtige Werke aus den Bereichen Installation, Fotografie, Video und Malerei versammelt. Im gleichen Jahr ist er Träger des Anerkennungspreises der Stadt Luzern und des Manor-Kunstpreises Luzern, der ihm eine Ausstellung im Kunstmuseum Luzern ermöglicht. Grössere installative Ausstellungen finden 2004 im Württenbergischen Kunstverein in Stuttgart, 2006 im CentrePasquArt in Biel und 2014 (zusammen mit Caroline Bachmann) im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau statt. Von 2001 bis 2007 gehört er der Eidgenössischen Kunstkommission an. 2005 bestreitet er als Kurator mit „Shadows Colide With People“ den Schweizer Pavillon an der „Biennale die Venezia“. Von 2004 bis 2014 entstehen in Zusammenarbeit mit der Malerin Caroline Bachmann (*1963) Gemeinschaftsarbeiten, die weiterhin alle Medien miteinbeziehen und oftmals installativen Charakter haben. Die beiden bewohnen seit April 2006 ein Haus in Cully am Genfersee, das sich in der Nähe des Wasserfalls Le Forestay befindet, der Marcel Duchamp als Grundlage für seine letzte grosse Arbeit „Etant donnés“ diente. Angeregt durch diesen Umstand forschte und publizierte Banz von 2006-2010 über die Bedeutung dieses Wasserfalls auf Marcel Duchamps grosses Meisterwerk und organisierte 2010 zusammen mit Bachmann das internationale Symposium „Marcel Duchamp and the Forestay Waterfall“ in seinem Wohnort. 2009 tritt er als Mitbegründer und Direktor der Association Kunsthalle Marcel Duchamp in Cully auf, und seit 2011 ist er Herausgeber von Publikationen der KMD–Kunsthalle Marcel Duchamp. Banz bespielt das Feld der Kunst von mehreren Seiten: Er ist Künstler, Kurator und Theoretiker, was ihn zu einem wichtigen Protagonisten in der Schweizer Kunst seit den 1990er Jahren macht.
Karoliina Elmer
Das erste Erlebnis mit Kunst verschafft ihm sein Vater. Er kauft damals an Tankstellen erhältliche kleine Kartonbilder, Reproduktionen von Kunstwerken van Goghs, Monets und Niederländischen Meistern, die er seinem Sohn schenkt. Sein Interesse an Malerei wird durch einen Besuch mit seiner Schwester im Kunstmuseum Basel geweckt, als er zum ersten Mal originalen Werken und Skulpturen gegenübersteht. Besonders beeindruckte ihn „Die Pest“ von Arnold Böcklin. Damals sieht er seine Zukunft nicht als Künstler, da ihm sein Umfeld keine künstlerische Begabung attestiert, sondern will Filmregisseur werden. Auf der einen Seite ist er fasziniert von der Monumentalität und Suggestivität des Kinos, auf der anderen Seite sind zwei Hobbys seines Vaters von Bedeutung für ihn. Sofern es ihm finanziell erlaubt ist, reist und hält er seine Reisen mit einer Super-8- und Spiegelreflexkamera fest. Banz wächst mit den spontanen Dokumentationen auf und dreht mit sechzehn Jahren seinen ersten von insgesamt acht kleinen Super-8-Spielfilmen. Zusätzlich übt er sich im Schreiben von Gedichten. Ein weiterer wichtiger Zugang zur Kunst bildet die Musik. Während seiner Zeit am Gymnasium ist Banz Sänger einer Rockband namens „Food for Fools“. Die Musik der 1960er Jahre prägt ihn stark, aber die wirkliche Auseinandersetzung mit ihr beginnt in den 1970er Jahren. Neben seiner wichtigsten Referenz Frank Zappa, dessen Hinwegsetzung über gegebene Stile er bewundert, interessieren ihn die verschiedensten Ausdrucksformen.
Banz entscheidet sich schliesslich gegen eine Ausbildung zum Filmregisseur und beginnt 1982 ein Studium der Kunstwissenschaft, Germanistik und Literaturkritik an der Universität Zürich, das er 1991 als lic. phil. abschliesst. 1985 fällt der Entscheid, mit seiner Frau Sabine Mey in Luzern einen Ausstellungsraum, die Galerie Prosart, zu eröffnen. Von 1987 bis 1988 führt er den Raum für aktuelle Schweizer Kunst (RASK) in Luzern. In seine Studienzeit fallen die Geburten ihrer Kinder Jonathan (1987) und Lena (1989). 1989 gründet er zusammen mit Bruno Müller-Meyer, Erwin Hofstetter und Stephan Wittmer die Kunsthalle in Luzern, deren künstlerische und administrative Leitung Banz bis 1993 innehat.
Banz ist bis zu seiner ersten Einzelausstellung 1989 in der Galerie Apropos in Luzern Kurator und Ausstellungsmacher. Den Wechsel zum Künstlerdasein vollzieht er schliesslich 1992 mit seiner Ausstellung „Der Anbau des Museums“ in der Kunsthalle Luzern. Seine Idee war, mit kreativen Menschen, die sich nicht Künstler nannten, eine Installation zu realisieren. Der Gärtner Wada Jossen, der Kunstkritiker Theo Kneubühler, der Philosoph Jacques Derrida und der Ausstellungsmacher Harald Szeemann waren eingeladen, sich im Rahmen von Banz‘ Ausstellungsidee in die Ausstellung einzubringen, die somit als Ganzes zum Kunstwerk wurde. Banz erkennt darin das wegweisende Moment für sein späteres Schaffen. Einen wichtigen Teil seines Œuvres bilden seine Fotografien der frühen 1990er Jahre, die mehrheitlich seine Familie, vermeintlich bekannte Szenen, widergeben und dadurch von der Rezeption oft als „voyeuristisch“ bezeichnet werden. In den späten 1990er Jahren ist eine mediale Verschiebung in seinem Schaffen zu beobachten. Banz knüpft bei der Fotografie an und produziert kleine Videoepisoden in endlosen Loops mit oft verlangsamtem Ton, die sich auch in seinem direkten, familiären Umfeld abspielen. Die Videoarbeit „Door to Door. Break on Through to the Other Side“ aus dem Jahre 1997, in dem ein Nachbar in den Garten des Künstlers eindringt, ihn beschimpft und verprügelt, kann als Beispiel für die Schwierigkeiten stehen, die sich bei der Durchbrechung von abgesteckten Grenzen ergeben. Er präsentiert unkommentiert seine private Welt anhand unspektakulärer, alltäglicher Bilder und verbindet somit die Kunst mit dem Leben. Obwohl in unterschiedlichen Medien ausgeführt, fokussiert er in beiden Gebieten auf Fragen über die Verlässlichkeit der Wahrnehmung.
Seine beiden ersten Einzelausstellungen als Künstler bestreitet er 1993 in der Kubinski Gallery in New York und in der Galerie Meile in Luzern. Mit der Installation „Dive“ setzt er 1996 den Ausstellungsraum des O.K. Centrum für Gegenwartskunst in Linz (wie bereits 1993 in New York) unter Wasser. Das Feld der Malerei betritt er 1999, als er in den Ausstellungen „Gods + Monsters“ (Galerie Ars Futura, Zürich) und „A Shot Away Some Flowers“ (MAMCO, Genf) seine „Baby Bacons“ (entstanden nach Abbildungen Francis Bacons Bilder) präsentiert. Im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich findet 2000 mit „Gulliver“ seine erste Überblicksausstellung statt, die wichtige Werke aus den Bereichen Installation, Fotografie, Video und Malerei versammelt. Im gleichen Jahr ist er Träger des Anerkennungspreises der Stadt Luzern und des Manor-Kunstpreises Luzern, der ihm eine Ausstellung im Kunstmuseum Luzern ermöglicht. Grössere installative Ausstellungen finden 2004 im Württenbergischen Kunstverein in Stuttgart, 2006 im CentrePasquArt in Biel und 2014 (zusammen mit Caroline Bachmann) im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau statt. Von 2001 bis 2007 gehört er der Eidgenössischen Kunstkommission an. 2005 bestreitet er als Kurator mit „Shadows Colide With People“ den Schweizer Pavillon an der „Biennale die Venezia“. Von 2004 bis 2014 entstehen in Zusammenarbeit mit der Malerin Caroline Bachmann (*1963) Gemeinschaftsarbeiten, die weiterhin alle Medien miteinbeziehen und oftmals installativen Charakter haben. Die beiden bewohnen seit April 2006 ein Haus in Cully am Genfersee, das sich in der Nähe des Wasserfalls Le Forestay befindet, der Marcel Duchamp als Grundlage für seine letzte grosse Arbeit „Etant donnés“ diente. Angeregt durch diesen Umstand forschte und publizierte Banz von 2006-2010 über die Bedeutung dieses Wasserfalls auf Marcel Duchamps grosses Meisterwerk und organisierte 2010 zusammen mit Bachmann das internationale Symposium „Marcel Duchamp and the Forestay Waterfall“ in seinem Wohnort. 2009 tritt er als Mitbegründer und Direktor der Association Kunsthalle Marcel Duchamp in Cully auf, und seit 2011 ist er Herausgeber von Publikationen der KMD–Kunsthalle Marcel Duchamp. Banz bespielt das Feld der Kunst von mehreren Seiten: Er ist Künstler, Kurator und Theoretiker, was ihn zu einem wichtigen Protagonisten in der Schweizer Kunst seit den 1990er Jahren macht.
Karoliina Elmer