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Aristide Maillol, 1 Einträge

Aristide Maillol wird am 25. Dezember 1861 in Banyuls-sur-Mer geboren und wächst bei der Schwester seines Vaters und dem Grossvater auf. Mit 18 Jahren beendet er das Internat von Perpignan und geht 1882, von seiner Tante mit 20 Franken im Monat unterstützt, nach Paris, um Maler zu werden. Nach mehrfachen Misserfolgen wird er 1885 endlich in die „Ecole des Beaux-Arts“ aufgenommen – zuerst ist er Schüler bei Jean-Léon Gérôme, dann bei Alexandre Cabanel. 1892 wendet er sich von der Malerei ab und beginnt, sich mit Tapisserien auseinanderzusetzen. Er arbeitet zunächst daheim in Banyuls, heiratet dort 1893 Clotilde Narcisse, eines seiner Modelle, und kehrt danach zurück nach Paris. Ab Mitte der 1890er Jahre entstehen die ersten Plastiken. Um die Jahrhundertwende muss er aufgrund seiner schwächer werdenden Augen die Arbeit an Wandteppichen einstellen und konzentriert sich fortan vorwiegend auf die Bildhauerei, wobei er sich sukzessiv verschiedene Techniken aneignet.

1902 zeigt die Galerie Vollard in der Rue Laffitte in Paris seine erste Einzelausstellung, wo Auguste Rodin auf ihn aufmerksam wird. Dieser bringt ihn daraufhin mit Harry Graf Kessler zusammen, welcher Maillols grösster Mäzen und ein guter Freund wird. In Kesslers Auftrag beginnt Maillol 1910 mit den ersten Holzschnittillustrationen zu Vergils „Eklogen“, die 1925 in mehreren Sprachen publiziert werden. Es folgen in den nächsten Jahren weitere Holzschnitt-Bildzyklen als Buchillustration, so beispielsweise zu Ovids „Ars Amandi“ oder Vergils „Georgica“. 1913 errichtet Kessler für Maillol eine Papiermühle, damit dieser für seine Holzschnitte Spezialpapier nach eigenen Vorstellungen herstellen kann. Der Künstler überlässt das Geschäft jedoch bald seinem Neffen Gaspard Maillol, welcher es später verkauft. Das Papier „Montval“ wird noch heute produziert und trägt nach wie vor im Wasserzeichen die Initialen Maillols und Kesslers.

Bis 1939 arbeitet Maillol in seinem Atelier in Marly-le-Roy bei Paris, zieht sich dann jedoch wieder nach Banyuls zurück, wo er sich erneut der Malerei zuwendet. Bis ins hohe Alter arbeitet er täglich mehrere Stunden und in den Jahren vor seinem Tod beginnt er zusammen mit seiner Assistentin sein Gesamtœuvre zu ordnen. Am 15. September 1944 verunglückt er auf dem Weg zu Raoul Dufy, bricht sich den Kiefer und kann nicht mehr sprechen. Aristide Maillol stirbt am 27. September 1944 zu Hause in Banyuls.

Maillol kann während seines Lebens grosse internationale Erfolge verbuchen. Schon seit den frühen 1890er Jahren beteiligt er sich regelmässig am Salon de la Société Nationale in Paris und am Salon de la Libre Esthétique in Brüssel. Ab 1904 folgen Ausstellungen im Salon d’Automne, 1910 erzielt er dort mit „La Pomone“ seinen bisher grössten internationalen Erfolg. 1925 stellt er zum ersten Mal in den Vereinigten Saaten aus, in der Albright Art Gallery in Buffalo, und 1933 werden seine Arbeiten mit sehr guter Kritik in einer grossen Retrospektive in der Kunsthalle Basel gezeigt. 1937 erhält er anlässlich der Weltausstellung drei grosse Säle im Petit-Palais für die Ausstellung „Maîtres de l’art indépendant“. Es erscheinen zu Lebzeiten einige monographische Publikationen, wobei jene von Judith Claudel aus dem Jahr 1937 die bedeutendste ist.

Erstaunlicherweise dauert es in Frankreich selbst jedoch länger als im Ausland, bis er allgemeine Annerkennung findet. Durch seine Freunde der Künstlergruppe „Nabis“ gelangt er immer wieder an grosse Aufträge zur Gestaltung von Denkmälern, deren Aufstellung oft jedoch mit Komplikationen verläuft. So löst beispielsweise das Denkmal für Auguste Blanqui, „Gefesselte Aktion“, 1908 einen regelrechten Skandal aus, und das Denkmal für Paul Cézanne wird erst 1929, 17 Jahre nach der Erteilung des Auftrags und an einem vollständig anderen Ort als ursprünglich geplant, in den Tuilleries in Paris aufgestellt.

Bei seinen Plastiken konzentriert sich Maillol vorwiegend auf die weibliche Figur, im Allgemeinen nackt und somit zeitlos dargestellt. Männliche Körper und Porträtbüsten treten nur gelegentlich auf. Die Bewegungsmotive seiner Gestalten sind zumeist sehr einfach und suchen einen harmonischen Ausgleich zwischen Statuenhaftigkeit und Gebärdensprache. Maillol erreicht eine Ausgewogenheit der Volumen, mit dem Ziel, den Figuren trotz ihrer wuchtigen Formen eine Leichtigkeit und ein Gleichgewicht zu geben. In Rückbesinnung auf die Klassik und auf der Suche nach allgemeinen Ausdrucksformen erfahren seine Körper eine Idealisierung und grenzen sich dadurch von der analytischen und realistischen Plastik, wie sie Rodin gestaltet, klar ab.

Seraina Werthemann
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