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Anton Graff, 4 Einträge

Anton Graff wird 1736 als siebtes Kind eines Zinngiessers in Winterthur geboren. Dort besucht er zwischen 1753 und 56 die erst kurz zuvor gegründete Zeichenschule des Malers Johann Ulrich Schellenberg. Bereits in dieser frühen Phase entscheidet er sich für das Porträtfach, nicht zuletzt aus finanziellen Überlegungen. Als Bildnismaler wird er dem Radierer Johann Jakob Haid in Augsburg empfohlen. Ein Jahr später muss er die Reichsstadt jedoch verlassen, da sich einige Meister der dortigen Malerzunft vor der Konkurrenz des Neuankömmlings fürchten. Als Geselle kommt er zum Hofmaler Johann Leonhard Schneider in Ansbach, wo er in täglicher Fliessbandarbeit zahllose Kopien eines Bildnisses Friedrichs des Grossen herstellen muss. 1759 reist er als Selbständiger zurück nach Augsburg und macht dort die Bekanntschaft mit dem Graphiker Johann Friedrich Bause, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Die durch seinen Freund hergestellten Kupferstiche verhelfen Graffs Porträts zu weiter Verbreitung.

In diesen Lehr- und Gesellenjahren verbessert Graff seine Technik hauptsächlich mittels Kopieren von Gemälden der Sammlungen in Ansbach und Bayreuth. Als besonders fruchtbar dürfte sich die Auseinandersetzung mit Johannes Kupetzky, Antoine Pesne und George Desmarées erwiesen haben, wobei vor allem die Beschränkung auf das Wesentliche, eine noble Zurückhaltung in Kolorit und Bildaufbau sowie die Wirkung einer durchdachten Lichtregie vorbildhaft wird.

Während eines Aufenthalts bei Salomon Gessner in der Schweiz wird er 1765 von Christian Ludwig von Hagedorn an die Kunstakademie in Dresden berufen. Graff schickt ein Selbstporträt als "Probebild" und wird als Porträtlehrer an der neu gegründeten Dresdner Akademie sowie als kurfürstlich-sächsischer Hofmaler aufgenommen. 1766 trifft der Künstler in Dresden ein, wo er - abgesehen von häufigen Reisen - sein ganzes Leben verbringen wird. Drei Jahre später macht Graff die für ihn folgenreiche Bekanntschaft mit Philipp Erasmus Reich, einem Buchhändler und Verleger aus Leipzig. Dieser plant eine Porträtsammlung von Staatsmännern, Gelehrten, Dichtern und Künstlern und sucht diesbezüglich einen geeigneten Porträtisten. Er wird Graffs wichtigster Auftraggeber.

Haben Graffs Bilder bis zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend dem Typus des repräsentativen Herrscherporträts entsprochen, beginnt nun eine neue Schaffensphase. Als Porträtist des aufstrebenden städtischen Bürgertums befreit er das Bildnis von sozialer Stellung und Vermögen des Dargestellten und rückt stattdessen Individualität und Menschlichkeit ins Zentrum. Ein neues bürgerliches Wert- und Würdegefühl aufgreifend, wertet Graff die Porträtmalerei zu einer bürgerlichen Bildgattung um.

Viele der von ihm porträtierten Persönlichkeiten sind der Aufklärung verpflichtet. Bei seiner ersten Reise nach Berlin 1771 malt Graff u.a. die Bildnisse Gotthold Ephraim Lessings, Moses Mendelsohns und des Moralphilosophen und Ästhetikers Johann Georg Sulzer. Ausserdem lernt er die Tochter des letzteren, Elisabetha Sophie Auguste Sulzer, kennen und heiratet sie nach wenigen Monaten. Ihrer 40-jährigen glücklichen Ehe entstammen drei Kinder.

Durch die zahlreichen, in Leipzig und Berlin geknüpften Kontakte kommt Graff zu materiellem Wohlstand. Auch an offizieller Anerkennung fehlt es nicht: 1783 wird er Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Berlin, 1788 ereilt ihn ein Ruf an die Kunstakademie Berlin, den er ausschlägt. 1812 wird er Mitglied der Akademien in Wien und München.

Am Grauen Star leidend, arbeitet er trotz schwindender Sehkraft bis ins hohe Alter weiter. 1813 erkrankt Anton Graff während den Wirren der Befreiungskriege an Typhus und stirbt. Er hinterlässt über 2000 Gemälde und Zeichnungen, die er ohne Mithilfe einer Werkstatt geschaffen hat.

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