Johannes Itten, 2 Einträge
Johannes Itten wird am 11. November 1888 als Sohn eines Bergbauern und Lehrers in Süderen-Linden im Berner Oberland geboren. Mit drei Jahren verliert er den Vater, lebt dann zwei Jahre bei der Grossmutter und kehrt 1894 zur wieder verheirateten Mutter zurück. Der Stiefvater lehnt die Kinder aus erster Ehe ab. Als 10-jähriger kommt Itten zu seinem Onkel nach Thun, besucht dort die Schule und zieht anschliessend für das Studium am Lehrerseminar nach Bern. Schon früh verspürt er den Drang zu malen, besucht zwischenzeitlich die École des Beaux Arts in Genf, kehrt zurück nach Bern und beendet 1912 seine Ausbildung als Sekundarlehrer für naturwissenschaftliche Fächer. Durch die Studentenverbindung lernt er die Schweizer Maler Otto Morach und Arnold Brügger kennen, die ihn mit den aktuellen Kunstströmungen in Paris, insbesondere mit dem Kubismus, vertraut machen. Auf Reisen nach Frankreich, Holland und Deutschland begegnet er in Ausstellungen den Arbeiten des Blauen Reiters, der Fauves, van Goghs, Cézannes u.a. Sein Geld verdient er mit Lehrerstellvertretungen und kommt anlässlich einer Klassenfahrt im Jahr 1913 mit den Werken Adolf Hölzels in Kontakt. Vom Anreger moderner Kunst begeistert, beschliesst Itten, eine Ausbildung in Hölzels Schule aufzunehmen und beschäftigt sich intensiv mit dessen Farb-, Kompositions- und Kontrastlehre. Aus dieser ersten künstlerischen Phase stammt auch das Frühwerk der "Barmherzige Samariter" (KML E 78x). Im Jahr 1916 stellt Itten einige Bilder und Zeichnungen in Herwarth Waldens Galerie "Der Sturm" in Berlin aus, publiziert kunsttheoretische Texte wie "Fragmentarisches" (1916) und zieht für drei Jahre nach Wien, wo er Bekanntschaft mit dem Architekten Adolf Loos und dem Ehepaar Gropius macht; zudem baut er eine private Kunstschule auf. 1919 erhält Itten durch Gropius eine Berufung als Lehrer ans Bauhaus nach Weimar.
Die zweite Arbeitsphase Ittens beruht vornehmlich auf der Tätigkeit des Unterrichtens. In Weimar entstehen kaum Ölgemälde, vielmehr setzt sich der Künstler mit Skulpturen und Collage-Arbeiten auseinander. Als Kunstpädagoge versteht er seine Lehren als angewandte Kunst und eröffnet am Bauhaus den heute weltweit in Kunstschulen anerkannten gestalterischen Vorkurs. Stets respektiert er die Individualität seiner Schüler und versucht, ihre schöpferischen Kräfte freizulegen. Itten beschäftigt sich mit östlichen Lehren und Religionen, und es kommt vermehrt zu Spannungen mit Gropius. Schliesslich verlässt er 1923 das Bauhaus und kehrt nach Herrliberg (CH) zurück. An der Mazdaznan-Gemeinschaft erteilt er Kunstunterricht, richtet Werkstätten ein und entwirft Teppiche. 1926 zieht es ihn nach Berlin, dort gründet er die "Moderne Kunstschule", wo er Maler, Grafiker, Architekten und Fotografen ausbildet. 1934 muss er auf Druck des Nationalsozialismus die Schule schliessen und führt die bereits zuvor begonnene Tätigkeit an der "Höheren Fachschule für Textile Flächenkunst" in Krefeld weiter. Da er die Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit verweigert, flüchtet Itten 1938 nach Holland und entwirft für das Stedelijk Museum in Amsterdam das "Velum", das für das Glasdach des Treppenhauses gedacht ist. Ende des Jahres 1938 übersiedelt Itten nach Zürich und wird zum Direktor des Kunstgewerbemuseums und der Kunstgewerbeschule ernannt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1954 bleibt. Nebenher arbeitet er zusätzlich für das Museum Rietberg und die Textilfachschule der Seidenindustriegesellschaft.
Im Ruhestand schreibt Itten "Kunst der Farbe" (1961) und "Mein Vorkurs am Bauhaus" (1963). Seine Arbeit als freier Künstler nimmt er ebenfalls wieder auf und widmet sich insbesondere der abstrakten Malerei. Das Spätwerk entsteht in Kenntnis der aktuellen, abstrakten Bildsprache der Zürcher Konkreten. Im Gegensatz zu ihnen verleiht Itten den Formen und Farben seiner ungegenständlichen, geometrischen Bildkompositionen symbolischen Gehalt; er bezeichnet sich selbst als 'naturalistischen Symboliker'. Aus dieser letzten Schaffensphase stammt das Bild "Vor Ostern" (KML D 85.35x). Das Kunsthaus Zürich veranstaltet 1964 für ihn eine grosse Retrospektive. Johannes Itten stirbt am 25. März 1967 in Zürich.
Barbara Hatebur
Die zweite Arbeitsphase Ittens beruht vornehmlich auf der Tätigkeit des Unterrichtens. In Weimar entstehen kaum Ölgemälde, vielmehr setzt sich der Künstler mit Skulpturen und Collage-Arbeiten auseinander. Als Kunstpädagoge versteht er seine Lehren als angewandte Kunst und eröffnet am Bauhaus den heute weltweit in Kunstschulen anerkannten gestalterischen Vorkurs. Stets respektiert er die Individualität seiner Schüler und versucht, ihre schöpferischen Kräfte freizulegen. Itten beschäftigt sich mit östlichen Lehren und Religionen, und es kommt vermehrt zu Spannungen mit Gropius. Schliesslich verlässt er 1923 das Bauhaus und kehrt nach Herrliberg (CH) zurück. An der Mazdaznan-Gemeinschaft erteilt er Kunstunterricht, richtet Werkstätten ein und entwirft Teppiche. 1926 zieht es ihn nach Berlin, dort gründet er die "Moderne Kunstschule", wo er Maler, Grafiker, Architekten und Fotografen ausbildet. 1934 muss er auf Druck des Nationalsozialismus die Schule schliessen und führt die bereits zuvor begonnene Tätigkeit an der "Höheren Fachschule für Textile Flächenkunst" in Krefeld weiter. Da er die Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit verweigert, flüchtet Itten 1938 nach Holland und entwirft für das Stedelijk Museum in Amsterdam das "Velum", das für das Glasdach des Treppenhauses gedacht ist. Ende des Jahres 1938 übersiedelt Itten nach Zürich und wird zum Direktor des Kunstgewerbemuseums und der Kunstgewerbeschule ernannt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1954 bleibt. Nebenher arbeitet er zusätzlich für das Museum Rietberg und die Textilfachschule der Seidenindustriegesellschaft.
Im Ruhestand schreibt Itten "Kunst der Farbe" (1961) und "Mein Vorkurs am Bauhaus" (1963). Seine Arbeit als freier Künstler nimmt er ebenfalls wieder auf und widmet sich insbesondere der abstrakten Malerei. Das Spätwerk entsteht in Kenntnis der aktuellen, abstrakten Bildsprache der Zürcher Konkreten. Im Gegensatz zu ihnen verleiht Itten den Formen und Farben seiner ungegenständlichen, geometrischen Bildkompositionen symbolischen Gehalt; er bezeichnet sich selbst als 'naturalistischen Symboliker'. Aus dieser letzten Schaffensphase stammt das Bild "Vor Ostern" (KML D 85.35x). Das Kunsthaus Zürich veranstaltet 1964 für ihn eine grosse Retrospektive. Johannes Itten stirbt am 25. März 1967 in Zürich.
Barbara Hatebur