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Johann Heinrich Füssli, 4 Einträge

Johann Heinrich Füssli wird am 7. Februar 1741 als zweiter Sohn des Porträtmalers Johann Caspar Füssli in eine angesehene Zürcher Familie geboren. Obwohl er seit Kindesalter begeistert und mit Begabung zeichnet, sieht sein Vater für ihn eine Karriere als Pfarrer vor. Während des Theologiestudiums am Collegium Carolinum befreundet sich Füssli unter anderem mit Johann Caspar Lavater und wird von Johann Jacob Bodmer und Johann Jacob Breitinger unterrichtet. Durch Bodmer lernt er die Literatur von Shakespeare, Milton, Dante und Homer kennen, die ihm später als Vorlage für seine Bilderwelt dient. Ab 1761 ist Füssli als Priester tätig, hat gleichzeitig jedoch sehr vielfältige Interessen. 1763 ist er zusammen mit Lavater in einen Rechtsstreit verwickelt, für den die beiden jungen Kläger einen Rechtsspruch erhalten. Dies führt zu einem Skandal, da es sich bei dem Angeklagten um den Landvogt von Grüningen, Felix Grebel, handelt, und Füssli entscheidet sich deshalb zusammen mit Lavater für einen Auslandaufenthalt bei Johann Georg Sulzer in Berlin. Dort setzt er seine altphilologischen Studien fort und schreibt Gedichte und Prosa.

Ende 1763 wird Füssli von Bodmer und Sulzer als Verbindungsmann zwischen dem englischen und schweizerisch-deutschen Geistes- und Kulturleben nach London geschickt. Er verdient sein Geld mit Übersetzungen und zeichnet nebenbei viel für sich selbst. Nach einem grossen Lob für seine Zeichnungen und ermutigenden Worten des bedeutenden Malers Sir Joshua Reynolds beschliesst Füssli, sich vollständig der bildenden Kunst zuzuwenden. Die Zeit von 1770 bis 1778 verbringt Füssli in Rom, um die italienischen Meister zu studieren, wobei ihn Michelangelo und dessen Ausmalung der Sixtinischen Kapelle am meisten fasziniert. Nach dieser Zeit versucht er in Zürich wieder Fuss zu fassen, kehrt aber schon 1779 nach England zurück, wo er im darauf folgenden Jahr seine erste, sehr erfolgreiche Ausstellung in der Royal Academy präsentiert.

Am 30. Juni 1788 heiratet Füssli Sophia Rawlings, ein Künstlermodell, und wird im selben Jahr Mitglied der Royal Academy. In den nächsten Jahren folgt eine bemerkenswerte Karriere: 1790 wird Füssli zum königlichen Akademiker, 1799 Professor für Malerei und 1804 Verwalter der Royal Academy. Er hält bis kurz vor seinem Tod regelmässig Vorlesungen und neben seiner künstlerischen Tätigkeit publiziert er als Schriftsteller und Kunsttheoretiker. Im Laufe seines Lebens ändert er mehrmals die Schreibweise seines Namens und passt sie der Sprache des jeweiligen Aufenthaltsortes an. Die bekannteste Alternative ist „Henry Fuseli“. Johann Heinrich Füssli stirbt am 16. April 1825 in Putney Hill bei London.

Füssli beschäftigt sich in seiner Kunst hauptsächlich mit Traumvorstellungen und Geschichten der klassischen Literatur, wobei es ihm weniger um die Handlung der Erzählung geht als vielmehr um Momente starker Emotionalität. Er wählt eine sehr ausdrucksstarke, zum Teil überzeichnete Gebärdensprache und verleiht seinen Figuren damit einen pathetischen Charakter. Oft werden die Gestalten in starken Lichtkontrasten vor einen dunklen und undetaillierten Hintergrund gesetzt, was gelegentlich an die Inszenierung auf einer Bühne erinnert und so die theatralische Wirkung verstärkt. Mit der Darstellung von gefühlsgeladenen, aufbegehrenden oder hoffnungslosen, sowie selbstbezogenen Gestalten entsprechen seine Bilder in der Thematik dem Sturm und Drang. Das ausgeprägte Interesse an Gebärden ist im Zusammenhang mit Füsslis Freundschaft zu Lavater zu sehen, welcher sich intensiv mit körperlichem Ausdruck und der Zuordnung von Emotionen oder Charaktereigenschaften beschäftigt und dessen physiognomische Studien vielen Künstlern als Anleitung dienen.

Die typische Bildersprache Füsslis festigt sich während seiner Zeit in Rom und bleibt fortan weitgehend unverändert. Zugunsten eines Gesamteffektes sprengt Füssli konventionelle Regeln und kombiniert auf unverkennbare Weise klassische Körperideale und Bewegungsmotive mit emotional übersteigertem Ausdruck. Seine Kunst erhält dadurch eine ausgeprägte Eigentümlichkeit und gepaart mit Füsslis starker Vorstellungskraft ein genialistisches Erscheinen. Somit hebt sie sich von akademisch gegebenen Richtlinien ab.

Seraina Werthemann
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