Martin Moser, 3 Einträge
Martin Moser wird Anfang des 16. Jahrhunderts in Zürich geboren. Ende der 1520er-Jahre wandert er nach Luzern aus, wo er 1530 als Hintersasse an der Pfistergasse bezeugt ist. Moser bewegen wahrscheinlich religionspolitische Gründe zur Übersiedlung: Während Zürich 1523 reformiert wird, bleibt Luzern dem neuen Glauben gegenüber feindlich gesinnt. Damit wird der Stadtstaat bis über die Landesgrenzen hinaus zum Anziehungspunkt für katholische Emigranten. Als solcher kommt wohl auch Moser nach Luzern – jedenfalls kämpft er 1531 in der Schlacht bei Kappel auf der Seite der altgläubigen Innerschweizer Orte gegen Zürich. Besonders attraktiv ist Luzern für Moser in beruflicher Hinsicht: Die radikale Ablehnung von religiöser Bildkunst in den reformierten Orten der alten Eidgenossenschaft entzieht den ansässigen Künstlern ihre Existenzgrundlage. Aufträge seitens der Kirche und auch Privater bleiben aus. In Luzern hingegen reagiert man auf die Bildverbote und Kirchenstürme in Zürich, Basel und Bern mit der Steigerung der künstlerischen Produktion. Die Kirche bestellt weiterhin Bildschmuck und die regierenden Familien lassen auch den öffentlichen Raum und ihre Wohnhäuser mit heilgeschichtlichen Szenen ausstatten. Für Künstler, die andernorts kein Auskommen mehr finden, eröffnet sich damit ein neues Betätigungsfeld.
1538 erhält Martin Moser zusammen mit seinem Sohn Jost die Bürgerrechte Luzerns. Wegen Streitigkeiten tauchen er und seine Frau Margreth Willirüthi in den folgenden Jahren mehrmals in Ratsprotokollen und Gerichtsakten auf. In der Mitte des 16. Jahrhunderts betreibt Moser die führende Kunstwerkstatt und ist in verschiedenen Kunstzweigen tätig. In den amtlichen Verzeichnissen von Luzern wird er meistens als Glasmaler bezeichnet. Trotzdem ist er als solcher nicht fassbar, weil er seine Glasscheiben offenbar nicht signierte. Zuschreibungen wurden u.a. von Hans Lehmann anhand von stilistischen Merkmalen getroffen, bleiben aber hypothetisch. Wo Martin Moser sein Handwerk in Zürich erlernt hat, ist ebenfalls nicht überliefert. In Betracht kommen etwa der Maler Hans Leu der Jüngere oder die Glasmaler Ulrich Ban der Ältere und der Jüngere. Greifbar wird Moser hingegen als „Flachmaler“, wie ihn die Namensliste der Luzerner Lukasbruderschaft 1540 betitelt. Der Begriff verweist auf die Bearbeitung von ebenen Flächen und wurde in Abgrenzung zu den auf die Fassung von Figuren spezialisierten Malern verwendet.
Zu den wenigen überlieferten Arbeiten dieser Art gehören die drei monumentalen Tafelgemälde „Gastmahl des Herodes. Enthauptung des Hl. Johannes“, „Das Jüngste Gericht“ und „Der reiche Prasser und der arme Lazarus“, vom Künstler z.T. signiert und auf das Jahr 1557 datiert. Seit 1934 sind sie als Deposita des Historischen Vereins Zentralschweiz im Kunstmuseum Luzern. Erst einige Jahre zuvor wurde durch die Untersuchungen des Architekten August Am Rhyn bekannt, dass Martin Moser die Tafeln für die Hauskapelle der Patrizierfamilie Pfyffer-Cloos am Weinmarkt angefertigt hat. Dies erklärt auch die eigentümliche Form der Gemälde, die durch das Kreuzrippengewölbe des Raumes bedingt ist. Im selben Haus wurden in den 1960er- und 70er-Jahren mehrere Wandmalereien entdeckt, die ebenfalls Moser und seiner Werkstatt zuzuschreiben sind. Darauf deuten stilistische Merkmale hin, die beider Orts vorgefunden wurden: Vor allem der ausgesprochen rundliche Gesichts- und Kopftypus der Figuren und die markant ausgezogene, schwarze Konturlinie, mit der Moser die meisten Motive umfasste. Ursprünglich war wohl das ganze Haus ausgemalt – heute erhalten sind Vergils Korbabenteuer, Judith, Lucretia, sieben personifizierte Tugenden, die Trunkenheit Noahs, Abraham und die drei Fremden sowie Lot und seine Töchter. In ihrer Gesamtheit bilden die Fresken und die Tafelgemälde ein ikonographisches Bildprogramm, welches das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Familie, zu seinen Mitmenschen und zu Gott thematisiert.
Auf ähnliche Weise wie der äusserst einflussreiche Politiker und Finanzmann Jost Pfyffer lassen sich auch andere Patrizier ihre Häuser zur Repräsentation von Wohlstand und Macht ausgestalten. Gemäss Michael Riedler sind Moser und seine Werkstatt höchst wahrscheinlich auch für die Fresken in den Liegenschaften am Kornmarkt 5 und am Metzgerrainle 6 verantwortlich. Zudem ist Mosers Betrieb wohl als einer der ersten mit der Bebilderung der Hofbrücke beauftragt, deren Joche ab ca. 1552 mit 240 biblischen Szenen ausgestattet werden. Obwohl viele der Giebeltafeln im Verlaufe der Jahrhunderte übermalt wurden und Signaturen oder archivalische Notizen fehlen, kann seine Mitarbeit nachgewiesen werden: Kompositionsart und künstlerische Handschrift des Meisters lassen sich nach wie vor in einigen Unterzeichnungen erkennen – etwa auf der Tafel „Esther vernimmt den Mordplan gegen die Juden“. Moser verstirbt höchst wahrscheinlich 1568. Darauf lässt der Eintrag im Anniversar der Luzerner Franziskaner aus ebendiesem Jahr schliessen, in welchem die Stiftung von jährlichen Seelmessen für ihn und seine Frau festgehalten ist.
Mosers Schaffen bewegt sich am Übergang von der Gotik zur Renaissance. So setzt er viele modische architektonische Elemente ein, ist im Umgang mit Perspektive und Tiefenraum aber noch ziemlich ungelenk, so dass die Renaissancebauten sehr kulissenhaft wirken. Auch den Figuren fehlen oft der räumliche Bezug und die richtige Proportion. Wie bereits Michael Riedler feststellte, steht Mosers Werk im europäischen Vergleich dementsprechend nicht auf einem besonders hohen künstlerischen Niveau. Es ist allerdings von regionaler Bedeutung: Einerseits als interessantes kulturgeschichtliches Zeitdokument, das beispielsweise über die damalige Kleidermode und Tischsitten Aufschluss gibt, andererseits weil Moser einer der wenigen heute überhaupt noch fassbaren regionalen Künstler dieser Zeit darstellt. So zählen die Tafeln aus der Pfyfferschen Hauskapelle zusammen mit den Giebeltafeln der Hofbrücke gemäss Adolf Reinle zu den Hauptwerken der Luzerner Malerei des 16. Jahrhunderts.
Anne-Christine Strobel
1538 erhält Martin Moser zusammen mit seinem Sohn Jost die Bürgerrechte Luzerns. Wegen Streitigkeiten tauchen er und seine Frau Margreth Willirüthi in den folgenden Jahren mehrmals in Ratsprotokollen und Gerichtsakten auf. In der Mitte des 16. Jahrhunderts betreibt Moser die führende Kunstwerkstatt und ist in verschiedenen Kunstzweigen tätig. In den amtlichen Verzeichnissen von Luzern wird er meistens als Glasmaler bezeichnet. Trotzdem ist er als solcher nicht fassbar, weil er seine Glasscheiben offenbar nicht signierte. Zuschreibungen wurden u.a. von Hans Lehmann anhand von stilistischen Merkmalen getroffen, bleiben aber hypothetisch. Wo Martin Moser sein Handwerk in Zürich erlernt hat, ist ebenfalls nicht überliefert. In Betracht kommen etwa der Maler Hans Leu der Jüngere oder die Glasmaler Ulrich Ban der Ältere und der Jüngere. Greifbar wird Moser hingegen als „Flachmaler“, wie ihn die Namensliste der Luzerner Lukasbruderschaft 1540 betitelt. Der Begriff verweist auf die Bearbeitung von ebenen Flächen und wurde in Abgrenzung zu den auf die Fassung von Figuren spezialisierten Malern verwendet.
Zu den wenigen überlieferten Arbeiten dieser Art gehören die drei monumentalen Tafelgemälde „Gastmahl des Herodes. Enthauptung des Hl. Johannes“, „Das Jüngste Gericht“ und „Der reiche Prasser und der arme Lazarus“, vom Künstler z.T. signiert und auf das Jahr 1557 datiert. Seit 1934 sind sie als Deposita des Historischen Vereins Zentralschweiz im Kunstmuseum Luzern. Erst einige Jahre zuvor wurde durch die Untersuchungen des Architekten August Am Rhyn bekannt, dass Martin Moser die Tafeln für die Hauskapelle der Patrizierfamilie Pfyffer-Cloos am Weinmarkt angefertigt hat. Dies erklärt auch die eigentümliche Form der Gemälde, die durch das Kreuzrippengewölbe des Raumes bedingt ist. Im selben Haus wurden in den 1960er- und 70er-Jahren mehrere Wandmalereien entdeckt, die ebenfalls Moser und seiner Werkstatt zuzuschreiben sind. Darauf deuten stilistische Merkmale hin, die beider Orts vorgefunden wurden: Vor allem der ausgesprochen rundliche Gesichts- und Kopftypus der Figuren und die markant ausgezogene, schwarze Konturlinie, mit der Moser die meisten Motive umfasste. Ursprünglich war wohl das ganze Haus ausgemalt – heute erhalten sind Vergils Korbabenteuer, Judith, Lucretia, sieben personifizierte Tugenden, die Trunkenheit Noahs, Abraham und die drei Fremden sowie Lot und seine Töchter. In ihrer Gesamtheit bilden die Fresken und die Tafelgemälde ein ikonographisches Bildprogramm, welches das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Familie, zu seinen Mitmenschen und zu Gott thematisiert.
Auf ähnliche Weise wie der äusserst einflussreiche Politiker und Finanzmann Jost Pfyffer lassen sich auch andere Patrizier ihre Häuser zur Repräsentation von Wohlstand und Macht ausgestalten. Gemäss Michael Riedler sind Moser und seine Werkstatt höchst wahrscheinlich auch für die Fresken in den Liegenschaften am Kornmarkt 5 und am Metzgerrainle 6 verantwortlich. Zudem ist Mosers Betrieb wohl als einer der ersten mit der Bebilderung der Hofbrücke beauftragt, deren Joche ab ca. 1552 mit 240 biblischen Szenen ausgestattet werden. Obwohl viele der Giebeltafeln im Verlaufe der Jahrhunderte übermalt wurden und Signaturen oder archivalische Notizen fehlen, kann seine Mitarbeit nachgewiesen werden: Kompositionsart und künstlerische Handschrift des Meisters lassen sich nach wie vor in einigen Unterzeichnungen erkennen – etwa auf der Tafel „Esther vernimmt den Mordplan gegen die Juden“. Moser verstirbt höchst wahrscheinlich 1568. Darauf lässt der Eintrag im Anniversar der Luzerner Franziskaner aus ebendiesem Jahr schliessen, in welchem die Stiftung von jährlichen Seelmessen für ihn und seine Frau festgehalten ist.
Mosers Schaffen bewegt sich am Übergang von der Gotik zur Renaissance. So setzt er viele modische architektonische Elemente ein, ist im Umgang mit Perspektive und Tiefenraum aber noch ziemlich ungelenk, so dass die Renaissancebauten sehr kulissenhaft wirken. Auch den Figuren fehlen oft der räumliche Bezug und die richtige Proportion. Wie bereits Michael Riedler feststellte, steht Mosers Werk im europäischen Vergleich dementsprechend nicht auf einem besonders hohen künstlerischen Niveau. Es ist allerdings von regionaler Bedeutung: Einerseits als interessantes kulturgeschichtliches Zeitdokument, das beispielsweise über die damalige Kleidermode und Tischsitten Aufschluss gibt, andererseits weil Moser einer der wenigen heute überhaupt noch fassbaren regionalen Künstler dieser Zeit darstellt. So zählen die Tafeln aus der Pfyfferschen Hauskapelle zusammen mit den Giebeltafeln der Hofbrücke gemäss Adolf Reinle zu den Hauptwerken der Luzerner Malerei des 16. Jahrhunderts.
Anne-Christine Strobel