Eberhard Havekost, 3 Einträge
Eberhard Havekost wird 1967 in Dresden geboren. Er macht zunächst eine Steinmetzlehre und arbeitet auf diesem Beruf insgesamt sechs Jahre. 1991 bis 1996 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, wo er im Jahr 1997 Meisterschüler unter Prof. Ralf Kerbach wird. Nach seinem Studium erhält er 1999 das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium. Heute lebt und arbeitet er in Dresden.
Der Schwerpunkt in Havekosts Werk liegt auf der malerischen Umsetzung medialer Bilder, mit denen wir uns täglich konfrontiert sehen und denen wir uns im Alltag kaum mehr entziehen können. Ständig werden wir mit Bildern überflutet – sei es in Zeitungen, auf Plakaten oder im Fernsehen. Havekost nimmt diese Bilder als Quelle für seine Werke und entwickelt sie weiter. Seine Motive entstammen somit weder seiner eigenen Fantasie, noch entnimmt er sie direkt der Natur bzw. seinem Umfeld, sondern er bedient sich bereits existenten Bildern aus Printmedien oder Videos. In späteren Jahren nimmt der Künstler vermehrt selbst die Kamera zur Hand und verwendet seine eigenen medialen Produktionen für die Umsetzung seiner Werke. Die gesammelten Bilder überträgt er jeweils in neuen Variationen auf das traditionelle Medium der Malerei. Seine Motive durchlaufen somit zwei Etappen bis sie zu ihrer schlussendlichen Form gelangen – von der Wirklichkeit über ein beliebiges Medium zum mediatisierten Bild und dann zu einem Gemälde. Die Verwendung von bereits mediatisiertem Bildmaterial führt dazu, dass seine Gemälde zu Dokumentationen einer Auseinandersetzung mit dem vermittelnden Medium und nicht mit der Wirklichkeit selbst werden.
Die Werke Havekosts sind auf Grund ihrer medialen Quelle zwangsläufig von Gegenwärtigkeit und Aktualität geprägt. Trotzdem können seine Darstellungen jeweils nicht in einen direkten thematischen Zusammenhang mit aktuellen Ereignissen gebracht werden, da seine Malereien einerseits meist Ausschnitte und Details der originalen Bilder zeigen und andererseits vom Künstler selbst im Computer mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop verändert werden. Er manipuliert die vorhandenen Bilder: Details werden entnommen, Hintergründe geändert und Farben variiert. In dieser ersten Arbeitsphase Havekosts werden die Bilder gefiltert und entfernen sich von der ursprünglichen Realität. Im nächsten Schritt werden die manipulierten neuen Bilder malerisch auf ein Gemälde übertragen. Nach der Vollendung dieses Arbeitsablaufs entstehen Malereien, deren Wahrnehmung beeinträchtigt wird durch die Entstehung neuer Realitäten, die nicht homogen definiert werden können.
Durch die Aufnahme medialer Bilder in seine Arbeiten und Havekosts eigene Bearbeitung der Bilder entsteht beim Betrachten der Gemälde eine distanzierte Haltung, die sich in der Rezeption über sein ganzes Werk hindurch zieht. Die Distanz zwischen Betrachter und Werk wird zudem durch die thematische Wahl der Motive verstärkt. Dies wird beispielsweise in seinen Darstellungen zur Anonymität des Wohnens sehr gut ersichtlich. Auf zahlreichen Gemälden zeigt Havekost Häuserfronten, wie wir sie aus Grossstadtquartieren kennen. Während sich die Aussenumgebung zum Teil in den Fensterscheiben spiegelt, bleibt das Innenleben stets verborgen und existiert nur in unserer eigenen Fantasie. Durch die Umsetzung dieser Werke in Serien, wird der Effekt der Anonymität intensiver. Havekost repetiert diverse Aussenansichten von Architekturen und schafft somit eine Vielzahl sich ähnelnder Abbildungen von Häuserfassaden, welche auf die äussere Gleichförmigkeit unserer Welt verweisen und gleichzeitig die Individualität hinter den Mauern vor dem Betrachter verbirgt. Interessanterweise stellt der Künstler jedoch oft Balkone dar, welche als Nahtstelle zwischen Innen und Aussen einer Architektur dienen. Sie sind der Ort, an dem die Bewohner aus dem Privaten in die Öffentlichkeit treten und stellen somit eine Schnittstelle zwischen Anonymität und Privatem dar. Die Balkone sind in seinen Werken jedoch stets menschenleer. Kommen trotzdem Personen in seinen Arbeiten vor, dann können sie sich zwar innerhalb einer Serie mit Wohnansichten befinden, jedoch nicht auf derselben Abbildung wie die Fassaden selbst, sondern auf weiteren dazugehörenden Gemälden. Ein Beispiel dazu bietet die Serie Amphetamine II aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern (KML 98.16:1-5x). Neben der Aussenansicht eines Wohnhauses werden vier weibliche Gesichter dargestellt. Bewusst schafft Havekost eine Distanz zwischen den Darstellungen von Menschen und den Behausungen, in denen sie leben.
Die genannte Distanz ist auch in Gemäldeserien zu erkennen, welche sich lediglich auf die Darstellungen von Personen konzentrieren. Die Figuren sind nie klar erkennbar. Entweder werden sie nur in Ausschnitten gezeigt, mit über das Gesicht reichenden Kapuzen oder Helmen dargestellt oder sogar mit schwarzen Balken über den Augen anonymisiert, wie wir dies aus den Medien kennen.
Havekost selbst sagt über seine Bilder: „Ich male, was ich nicht sehe.“ Damit verweist er auf seine Methodik, stets auf der Oberfläche der Motive zu bleiben und somit die inneren Gegebenheiten der Fantasie des Betrachters zu überlassen. Er schafft in seinen Malereien immer nur Teilrealitäten, die Spielraum zur eigenen Interpretation offen lassen.
Tamara Fullin
Der Schwerpunkt in Havekosts Werk liegt auf der malerischen Umsetzung medialer Bilder, mit denen wir uns täglich konfrontiert sehen und denen wir uns im Alltag kaum mehr entziehen können. Ständig werden wir mit Bildern überflutet – sei es in Zeitungen, auf Plakaten oder im Fernsehen. Havekost nimmt diese Bilder als Quelle für seine Werke und entwickelt sie weiter. Seine Motive entstammen somit weder seiner eigenen Fantasie, noch entnimmt er sie direkt der Natur bzw. seinem Umfeld, sondern er bedient sich bereits existenten Bildern aus Printmedien oder Videos. In späteren Jahren nimmt der Künstler vermehrt selbst die Kamera zur Hand und verwendet seine eigenen medialen Produktionen für die Umsetzung seiner Werke. Die gesammelten Bilder überträgt er jeweils in neuen Variationen auf das traditionelle Medium der Malerei. Seine Motive durchlaufen somit zwei Etappen bis sie zu ihrer schlussendlichen Form gelangen – von der Wirklichkeit über ein beliebiges Medium zum mediatisierten Bild und dann zu einem Gemälde. Die Verwendung von bereits mediatisiertem Bildmaterial führt dazu, dass seine Gemälde zu Dokumentationen einer Auseinandersetzung mit dem vermittelnden Medium und nicht mit der Wirklichkeit selbst werden.
Die Werke Havekosts sind auf Grund ihrer medialen Quelle zwangsläufig von Gegenwärtigkeit und Aktualität geprägt. Trotzdem können seine Darstellungen jeweils nicht in einen direkten thematischen Zusammenhang mit aktuellen Ereignissen gebracht werden, da seine Malereien einerseits meist Ausschnitte und Details der originalen Bilder zeigen und andererseits vom Künstler selbst im Computer mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop verändert werden. Er manipuliert die vorhandenen Bilder: Details werden entnommen, Hintergründe geändert und Farben variiert. In dieser ersten Arbeitsphase Havekosts werden die Bilder gefiltert und entfernen sich von der ursprünglichen Realität. Im nächsten Schritt werden die manipulierten neuen Bilder malerisch auf ein Gemälde übertragen. Nach der Vollendung dieses Arbeitsablaufs entstehen Malereien, deren Wahrnehmung beeinträchtigt wird durch die Entstehung neuer Realitäten, die nicht homogen definiert werden können.
Durch die Aufnahme medialer Bilder in seine Arbeiten und Havekosts eigene Bearbeitung der Bilder entsteht beim Betrachten der Gemälde eine distanzierte Haltung, die sich in der Rezeption über sein ganzes Werk hindurch zieht. Die Distanz zwischen Betrachter und Werk wird zudem durch die thematische Wahl der Motive verstärkt. Dies wird beispielsweise in seinen Darstellungen zur Anonymität des Wohnens sehr gut ersichtlich. Auf zahlreichen Gemälden zeigt Havekost Häuserfronten, wie wir sie aus Grossstadtquartieren kennen. Während sich die Aussenumgebung zum Teil in den Fensterscheiben spiegelt, bleibt das Innenleben stets verborgen und existiert nur in unserer eigenen Fantasie. Durch die Umsetzung dieser Werke in Serien, wird der Effekt der Anonymität intensiver. Havekost repetiert diverse Aussenansichten von Architekturen und schafft somit eine Vielzahl sich ähnelnder Abbildungen von Häuserfassaden, welche auf die äussere Gleichförmigkeit unserer Welt verweisen und gleichzeitig die Individualität hinter den Mauern vor dem Betrachter verbirgt. Interessanterweise stellt der Künstler jedoch oft Balkone dar, welche als Nahtstelle zwischen Innen und Aussen einer Architektur dienen. Sie sind der Ort, an dem die Bewohner aus dem Privaten in die Öffentlichkeit treten und stellen somit eine Schnittstelle zwischen Anonymität und Privatem dar. Die Balkone sind in seinen Werken jedoch stets menschenleer. Kommen trotzdem Personen in seinen Arbeiten vor, dann können sie sich zwar innerhalb einer Serie mit Wohnansichten befinden, jedoch nicht auf derselben Abbildung wie die Fassaden selbst, sondern auf weiteren dazugehörenden Gemälden. Ein Beispiel dazu bietet die Serie Amphetamine II aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern (KML 98.16:1-5x). Neben der Aussenansicht eines Wohnhauses werden vier weibliche Gesichter dargestellt. Bewusst schafft Havekost eine Distanz zwischen den Darstellungen von Menschen und den Behausungen, in denen sie leben.
Die genannte Distanz ist auch in Gemäldeserien zu erkennen, welche sich lediglich auf die Darstellungen von Personen konzentrieren. Die Figuren sind nie klar erkennbar. Entweder werden sie nur in Ausschnitten gezeigt, mit über das Gesicht reichenden Kapuzen oder Helmen dargestellt oder sogar mit schwarzen Balken über den Augen anonymisiert, wie wir dies aus den Medien kennen.
Havekost selbst sagt über seine Bilder: „Ich male, was ich nicht sehe.“ Damit verweist er auf seine Methodik, stets auf der Oberfläche der Motive zu bleiben und somit die inneren Gegebenheiten der Fantasie des Betrachters zu überlassen. Er schafft in seinen Malereien immer nur Teilrealitäten, die Spielraum zur eigenen Interpretation offen lassen.
Tamara Fullin