Die Arbeit „Tota Lamp“ von 1996 thematisiert die Fotografie in der Fotografie. Es handelt sich um eine professionelle Arbeitslampe für Fotografen, die dank einem in der Höhe verstellbaren Ständer das zu fotografierende Sujet perfekt ausleuchten kann. In Wellings Aufnahme ist die Lampe nicht länger ein Hilfsinstrument des Fotografen, sie wird zum eigentlichen Sujet der Fotografie und entsprechend in Szene gesetzt: Der Lampenkopf ist im oberen Drittel adjustiert, hochgeklappt und leuchtet als Gegenlicht dem Fotografen entgegen. Der Lampenfuss sowie die Steckdose, welche die Lampe mit der notwendigen Energie speist, sind abgeschnitten. Der filigrane Ständer verläuft parallel zum rechten Bildrand, das links davon herunterhängende Stromkabel weist einen leichten Knick auf und sticht somit in der sonst sehr streng gehaltenen Komposition hervor. Mit dem geometrischen Bildaufbau erweist Welling den Kompositionen der Neuen Sachlichkeit Referenz.
Die Aufnahme der „Tota Lamp“ ist aber auch vergleichbar mit den Arbeiten des Konzeptkünstlers Joseph Kosuth, der in seinen Werken der 1960er Jahren die Wahrnehmung von demselben Objekt in unterschiedlichen Erscheinungsformen thematisiert. Einem realen Gegenstand stellt Kosuth eine schwarz-weiss Fotografie und eine auf Leinwand gedruckte, lexikalische Definition des Gegenstandes zur Seite. Welcher dieser präsentierten Dinge entspricht nun dem Dargestellten? Können sie gleichgesetzt werden? Bei Welling fällt diese Gegenüberstellung weg, doch auch er spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. Die Lampe verharrt nicht in ihrem Abbildungs-Status, sie leuchtet zum Betrachter hin. Dieser wird durch den Bezug zur Fotografie Teil des ausgestellten Werkes. Die Lampe erhält somit wieder ihre ursprüngliche Bestimmung, zu fotografierende Sujets auszuleuchten.
Anne-Laure Jean
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Ankauf 1998 Eingangsjahr:1998
Ausstellungsgeschichte
Mixing Memory and Desire – Wunsch und Erinnerung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 20.06.2000 - 24.09.2000
James Welling, Light Sources, Luzern, Kunstmuseum Luzern, Zwischen Raum, 07.02.1998 - 22.03.1998