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Werkbeschrieb
Die titelgebenden Birken, eine kleine Gruppe hoher, schlanker Bäume mit beträchtlichen Blattkronen, stehen in Adolf Stäblis Ölgemälde auf einer leichten Anhöhe vor einer weiten Seenlandschaft. Als grosse und dunkel gemalte, um ein paar Findlinge gruppierte Bäume im Vordergrund, zeichnen sie sich silhouettenhaft gegen den Wolkenhimmel ab.
Das Gemälde „Birkenlandschaft“ ist nachträglich von fremder Hand auf das Jahr 1869 datiert worden, entsteht vermutlich jedoch erst um 1879, etwa zeitgleich mit dem kompositorisch ähnlichen grossformatigen Ölbild „Abziehendes Gewitter“ (Winterthur, Kunstmuseum). Ab 1875 hält sich Stäbli zu Studienzwecken wiederholt im Harzgebiet auf, wo er die karge Heidelandschaft als Motiv entdeckt. Im Gegensatz zu den Darstellungen von Gewittern und Überschwemmungen, in denen bisweilen Dramatik und Pathos überwiegen, hinterlässt die „Birkenlandschaft“ einen gemässigten, eher trostlosen Eindruck. Die melancholische Stimmung, die das Gemälde prägt, die latente Bedrohung, die vom düsteren Bildzentrum mit den Felsen auszugehen scheint sowie das eigenartig stumpfe Kolorit der zentralen Baumgruppe erinnern in gewisser Weise an Arbeiten Arnold Böcklins, den Stäbli seit seiner ersten Zeit in München Anfang der 1870er Jahre kennt und bewundert. Die an eine Kultstätte gemahnenden Findlinge lassen die Darstellung zu einer Symbollandschaft werden, in der wohl weniger die private Schwermut des Künstlers, als vielmehr ein dem romantischen Ideal verpflichteter Vanitas-Gedanke zum Ausdruck kommt.
Isabel Fluri
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, 1951
Eingangsjahr:1951
Provenienz/ Provenance
1951 Schenkung Charles Kiefer Hablitzel
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References
Hans Graber: Adolf Stäbli (1842 – 1902) Sein Leben und Werk, Basel 1916.
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources
Massebestand Bilder 1950, Nachlass Kiefer Hablitzel
Bericht über die Teilungsrechnung betreffend Nachlass Kiefer Hablitzel (1950)
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Das Gemälde gelangte durch die Schenkung des Ehepaars Kiefer-Hablitzel 1951 in die Sammlung des Kunstmuseums Luzern. Die Dokumente zur Stiftung und zum Testament des Ehepaars Kiefer Hablitzel im Stadtarchiv Luzern sind sehr ausführlich. Die Kunstsammlung wurde gemäss Testament dem Kunstmuseum Luzern vermacht, «soweit sich dieses für einen öffentlichen Sammlungsbesitz eignet». Diese Sammlung wird im Massebesand aus dem Jahr 1950 unter anderem ausführlich aufgelistet. Die Bilder, die als Schenkung in unser Museum gelangt sind, konnten daraus identifiziert werden, woraus sich jedoch ergab, dass das Kunstmuseum Luzern bei weitem nicht alle Bilder in die Sammlung aufgenommen hatte. In den Unterlagen konnten jedoch keinerlei Informationen über die Vorbesitzer der jeweiligen Gemälde gefunden werden. So kennen wir auch die Herkunft der Birkenlandschaft von Adolf Stäbli nicht.
Kategorie B
Ausstellungsgeschichte
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
Adolf Stäbli. Die heroische Landschaft, Aargauer Kunsthaus, Aarau, 24.01.2015 - 19.04.2015
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Literatur
Schmutz, Thomas.. et al ; Aargauer Kunsthaus, Adolf Stäbli Meine Malerei ist Erlebnis, nicht Erfindung, Scheidegger & Spiess 2015
Brugg, Zimmermannshaus (Ausst.-Kat.), Adolf Stäbli 1842-1901. Ein Schweizer Landschaftsmaler in München, hrsg. von Marc-Joachim Wasmer und Barbara Müller, Aarau, Stuttgart: AT-Verlag, 1984
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983