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Adolf Stäbli, 2 Einträge

Nach Abbruch des Gymnasiums zunächst vom eigenen Vater, einem Zeichnungslehrer, unterrichtet, absolviert Adolf Stäbli zwischen 1859 und 1861 eine Lehre im Maleratelier Rudolf Kollers in Zürich. 1862 bildet er sich an der Karlsruher Akademie, unter anderem bei Johann Wilhelm Schirmer, weiter. Er unternimmt Reisen nach München und Dresden, wo er im Auftrag des Mäzens Ludwig Imhoof-Hotze unter anderem Gemälde von Claude Lorrain und Nicolas Poussin kopiert. An der Pariser Weltausstellung 1866 und dem dortigen Salon begegnet Stäbli dem Bildtypus des „paysage intime“, in welchem bescheidene Naturausschnitte mit einem leicht romantischen Stimmungsgehalt meist kleinformatig wiedergegeben werden. In Barbizon trifft er Vertreter der gleichnamigen Malerschule, welche als erste Künstler die Freilichtmalerei praktizieren. Wegen des Rückzugs seines Förderers Imhoof-Hotze ist Stäbli auf andere Einnahmequellen angewiesen und malt so im Auftrag der Aargauer Regierung das Gemälde „Aufziehendes Gewitter“, das er nach der Übersiedlung in seine neue Heimat München im Jahre 1868 vollendet. Dort befreundet er sich mit dem Solothurner Landschaftsmaler Otto Frölicher, der schon seit 1859 mit Unterbrüchen in der prosperierenden bayerischen Metropole lebt, sowie mit Adolf Heinrich Lier, der ebendort zu jener Zeit einer der wichtigsten Landschaftsmaler ist.

Seinen künstlerischen Durchbruch und kommerziellen Erfolg schafft Stäbli 1873. Bei den Arbeiten aus dieser Periode überwiegen pathetisch wirkende Regen- und Gewitterlandschaften. Das Harzgebiet wird sodann zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort und dient ihm vielfach als Bildmotiv. Zwischen Mai und Juni 1882 unternimmt Stäbli eine Reise nach Italien, wo er erneut auf Arnold Böcklin trifft, dem er schon 1871 in München begegnet ist. Mit ihm verbinden ihn die tiefen Farbakkorde seiner Arbeiten und die daran gekoppelte geheimnisvolle Wirkung vieler Gemälde. Während Böcklin aber in der italienischen Landschaft ein wahrhaftiges Arkadien sieht, sehnt sich Stäbli nach den Natureindrücken und Lichtverhältnissen seiner Wahlheimat nördlich der Alpen.

In den nachfolgenden Jahren profiliert sich Stäbli als Maler grossformatiger Stimmungslandschaften. Mit Vorliebe malt er Naturschauspiele, welche die zerstörerische Kraft der Natur in Gewittern, Stürmen und Überschwemmungen zeigen. Immer wieder nimmt er an Gruppenausstellungen teil, so etwa 1883 an der Internationalen Kunstausstellung in München, an der Ausstellung Schweizerischer Künstler in der Kunsthalle Basel sowie an der Schweizerischen Landesausstellung. Nebst Lob händigt er sich zu dieser Zeit jedoch vermehrt auch Kritik ein: Bemängelt wird etwa die dunkle Tonigkeit und die allzu zeichnerische Malweise, die neben dem aufstrebenden Impressionismus etwas veraltet wirkt.

Als 1886 die Isar über die Ufer tritt, findet Stäbli darin ein neues Bildmotiv, nachdem er in den Jahren zuvor ob der künstlerischen Stagnation gelitten hat. Mit „plein air“-Skizzen erarbeitet er sich Studienmaterial, das er darauf im Atelier zu grösser dimensionierten Kompositionen weiterentwickelt. Mit diesen Überschwemmungsbildern kehrt auch die künstlerische Anerkennung zurück.

1890 verstirbt der langjährige künstlerische Weggefährte und Freund Otto Frölicher. Der sich oft einsam fühlende Stäbli, der als ledig Gebliebener in seiner Schwester Adèle zeitlebens die wichtigste weibliche Bezugsperson findet, intensiviert darauf den Kontakt zum Schriftsteller Walther Siegfried, für den sich in den Landschaftsdarstellungen des Kollegen menschliches Schicksal und existenzielle Erfahrungen spiegeln. Von der Spaltung der Münchner Künstlerschaft 1893, die in der Gründung der Sezession gipfelt, bleibt Stäbli relativ unberührt. Zwar mag er sich als Vertreter der „alten Schule“ nicht den Dissidenten anschliessen, aber er bleibt mit einigen der abtrünnigen Künstler weiter befreundet. 1894 kostet ihm ein „Unfall“ – er verwechselt Kirschwasser mit Chloroform – beinahe das Leben. Hoher Alkoholkonsum lösen bei Stäbli in den folgenden Jahren immer wieder gesundheitliche Probleme und grosse Stimmungsschwankungen aus.

Das Gemälde „Überschwemmung bei Abenddämmerung“ wird nach der Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast für die Neue Pinakothek angekauft; Stäbli erhält auch neben Ferdinand Hodler eine „Kleine goldene Medaille“ für eine „Abendlandschaft“. 1898 wird ihm vom Prinzregenten Luitpold der Professorentitel verliehen, und Arnold Böcklin zollt ihm wiederholt Respekt für sein Schaffen. Im folgenden Jahr verschlimmert sich Stäblis gesundheitlicher Zustand rapide, überdies leidet der Künstler an Geldnot. Die wenigen Arbeiten, die er in Angriff nimmt und in expressivem Stil ausführt, bleiben allesamt unfertig. Anfang 1901 sterben etliche Künstlerfreunde, so auch der wichtige „Fürsprecher“ Arnold Böcklin. Adolf Stäbli selber verstirbt 59 jährig am 21. September 1901 im Münchner städtischen Krankenhaus.

Isabel Fluri
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