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Werkbeschrieb
Im Gemälde "African Moonsun" (KML 87.54x) sind in einer dichten Anordnung flächig wirkende, organisch gewachsene Motive aneinandergefügt. Die vereinfachten Formen erinnern an Bäume, Blumen oder Vögel wie auch an Ornamente. Die in dunklem Malgrund eingekratzten feinen Linien heben einerseits die einzelnen Bildelemente hervor und verknüpfen andererseits das Bild zu einer Einheit. Eine Art Baum – es könnte ebenso eine menschliche Gestalt sein – verläuft in einer nach oben strebenden Richtung exakt in der Mittelachse der Komposition und teilt das Gemälde subtil in zwei Teile, die sich wiederum zu einem Ganzen fügen. Das Werk ist in dunklen Farbtönen gehalten, wobei die Farben auf den schwarzen Malgrund aufgetragen wurden.
Sekula benutzt die ebenfalls von Alice Rahon Paalen und Roberto Matta verwendete Kratztechnik: ein Verfahren, von dem nordwestamerikanische Indianer Gebrauch machen, um dekorative Elemente auf ihren Töpferwaren zu veranschaulichen. Die flächige Ausführung des Dargestellten entnimmt Sekula indianischen Stoffen, ebenso die im Titel anklingende Thematik: Sonne und Mond verkörpern die Dualität des männlichen und weiblichen Prinzips, das sich in vielen frühen Kulturen findet, beispielsweise auch auf Gewebe der Quapas Indianer. In der Arbeit "African Moonsun" offenbart sich das Nächtliche in der dunklen Farbgebung, das Energetische der Sonne widerspiegelt sich in den vollen, lebensbejahenden Formen der Natur. Die Auseinandersetzung mit flächig dekorativen Mustern und alten, von Sternen inspirierten Symbolen, die in der Kunst präkolumbianischer Indianer fussen, entspringt dem damaligen künstlerischen Interesse der amerikanischen Gruppierung der "Indian Space Painters", zu der auch Sekula und deren Vertreter wie die Maler Will Barnet, Steve Wheeler, Peter Busa und Robert Barrell zählen, die sich mehrheitlich aus Lehrern und Schülern der Art Students League zusammensetzen. Die Gruppe der "Indian Space Painters" formiert sich Anfang 1946, ihre flächendeckende Malweise jedoch mit den dekorativen Mustern kann sich nicht als neue Stilrichtung durchsetzen. Welche Bedeutung das "African" in der Betitelung einnimmt, bleibt unklar, muss aber mit Sekulas intensiver Beschäftigung mit der Kunst primitiver Kulturen in Zusammenhang gebracht werden.
Barbara Hatebur
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Ankauf aus dem Sammlungsfonds der Kunstgesellschaft Luzern; Galerie Susanne Bollag, Zürich
Eingangsjahr:1987
Ausstellungsgeschichte
Sonja Sekula 1918–1963 – Von New York nach Zürich 1943–1963, Winterthur, Kunstmuseum Winterthur, 01.06.1996 - 11.08.1996
Sonja Sekula 1918–1963 – A Retrospective, New York, The Swiss Institute, 12.09.1996 - 26.10.1996
Die Sammlung, erweitert. Eigene Werke mit Leihgaben aus dem Kunstmuseum Luzern, Zug, Kunsthaus Zug, 06.07.2008 - 31.08.2008
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Arend Fuhrmann, Jenny Losinger-Ferri, Sonja Sekula, Zürich, Helmhaus Zürich, 07.05.1966 - 01.06.1966
Dunkelschwestern. Annemarie von Matt – Sonja Sekula, Aarau, Aargauer Kunsthaus Aarau, 27.01.2008 - 13.04.2008
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Sonja Sekula, Max Ernst, Jackson Pollock & Friends, Luzern, 11.06.2016 - 25.09.2016
Literatur
Winterthur, Kunstmuseum Winterthur (Ausst.-Kat.), Sonja Sekula 1918–1963, hrsg. von Dieter Schwarz, mit Texten von Roger Perret (et al.), Winterthur: Kunstmuseum Winterthur, 1996
Padovan, Gabriella, Silence. Ein Bild von Sonja Sekula, Zürich: Lizentiatsarbeit der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich, 1996
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungsbilanz 11 Jahre - 1117 Werke - 211 Künstler und Künstlerinnen, Ergänzungsband 2 zum Sammlungskatalog, hrsg. von Martin Kunz, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1989
Zürich, Helmhaus Zürich (Ausst.-Kat.), Arend Fuhrmann, Jenny Losinger-Ferri, Sonja Sekula, Zürich: Zürcher Kunstgesellschaft, 1966