Im Oktober 1968 zeigt de Saint Phalle in der Pariser Galerie Alexandre Iolas unter dem Titel „Hier soir j’ai fait un rêve“ ein achtzehnteiliges Wandrelief mit Figuren aus Polyester. Die vorliegende Serigrafie entsteht im Kontext dieses Wandreliefs als Druckprobe.
Durch den Titel „Last Night I Had a Dream“, der oben in der Ecke steht, wird eine Narration vorgegeben. Die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Traum der Künstlerin handelt ist eher unwahrscheinlich. Vielmehr ist es ein aus der Fantasie entsprungener Traum. Es ist die Darstellung einer Figur in einer Bildsprache einer letztlich fiktiven Erzählerin, und dies obwohl es Bezüge zu de Saint Phalles Biographie gibt.
De Saint Phalle zeigt in dieser Arbeit unterschiedliche, bunte Zeichnungen auf schwarzem Grund. Der Aufbau dieser Druckgrafik ist verglichen mit dem Wandrelief verschieden. Anstatt der ursprünglichen achtzehn Figuren sind in der Serigrafie nur neun Einzelteile abgebildet, die in Begleitung von kurzen Sätzen auftauchen, wodurch eine andere Bildgeschichte als die ursprüngliche entsteht.
Zu sehen sind verschiedene Tiere, Pflanzen und Darstellungen von Menschen, die im Zusammenhang gesehen, eine Geschichte erzählen. Tiere wie Monster, Drachen und Schlangen symbolisieren in ihren Arbeiten oft Gefahr. Diese Elemente tauchen nicht nur in ihren Serigrafien, sondern auch auf Plakaten und in Eigenpublikationen, wie „AIDS – you can’t catch it holding hands“, auf.
Selina Merdanli