Während dem Einfall der napoleonischen Truppen 1798 wird Niklaus König als Artilleriehauptmann aufgeboten an den Gefechten bei Lengnau teilzunehmen. Seine Erlebnisse im Militär sind in dem satirischen Bild „Le Landsturm (ban, et arrière ban), dessiné sur les frontières de Berne et Soleure pendant l’attaque des Français.“ festgehalten, in dem der Künstler mit Sicheln und Heugabeln bewaffnete Frauen und Kinder zeigt, die zusammen mit einem greisen Trommler ins Gefecht ziehen. Ein Gegenstück zu diesem Blatt ist die „Alte Trüll – Musterung“.
König hat das Bild erstmals 1789 gezeichnet und später in verschiedenen Versionen bearbeitet. Gezeigt wird eine in zwei Reihen hintereinanderstehende Abteilung der damaligen bernischen Miliz, die von einem Offizier geprüft wird. Den Gemusterten scheint es um die Wehrpflicht nicht allzu ernst zu sein, lässig stehen sie vor dem Obmann, die meisten ohne Uniform, manche mit einander plaudernd. Einer, der sich wohl über den Offizier lustig machen will, grinst vor sich hin und greift mit seiner Rechten in die Hosen an sein Glied. Auch die beiden Musikanten der Militärkapelle scheinen sich nicht um die Instruktionen des Vorgesetzten kümmern zu wollen, der Trommler sitzt auf seiner Trommel und raucht ein Pfeifchen, der Pfeifer scheint den Vorgesetzten musikalisch begleiten zu wollen. Einer der Soldaten ist von der Musterung mal kurz weggegangen um an einen Zaun zu pinkeln. Selbst dem Vorgesetzten scheint die Übung nicht besonders wichtig zu sein, lieber möchte er sich wohl wieder der Schnapsflasche widmen, die er in seiner Rocktasche trägt.
Benjamin Altorfer