Ab den späten 1990er Jahren fertigt Denzler eine Reihe von Zeichnungen an, deren Sujets sich mit menschlichen Körperpartien assoziieren lassen. Im Besitz des Kunstmuseums Luzern befinden sich zwei unbetitelte Arbeiten von 2002. Sie zeigen jeweils auf einem hochrechteckigen Format mehrere an den weiblichen Schoss und den Bauchnabel erinnernde Formen.
Dem Faktor „Zeit“ kommt bei Denzlers Zeichnungen eine wichtige Bedeutung zu. Seine Blätter sind nicht schnell hingeworfen, sondern in tage-, manchmal gar wochenlanger, behutsamer Handarbeit geschaffen. Das Stricheln mit Bleistift, das sich sukzessive zu einem organischen Bildkörper verdichtet, gleicht einem „Streicheln“. Denzler sieht das Zeichnen als etwas äusserst Intimes an. Ihm ist daran gelegen, die – wie er während eines 2011 geführten Interviews erwähnt – „erogenen Zonen“ des Papiers aufzuspüren. Den zeichnerischen Arbeiten haftet nicht nur aufgrund der sinnlichen Ausführung eine deutliche Erotik an, sondern auch wegen der Motive selbst. „Es sind erotische Blätter“, sagt Denzler „aber da ist auch immer etwas Trauer im Spiel“. Denn das durch das innewohnende Sinnlich-Erotische der Zeichnungen hervorgerufene körperliche Begehren geht nicht in Erfüllung. Suggerieren Denzlers Arbeiten aus der Ferne Weichheit von Köperteilen, entpuppen sie sich aus der Nähe als flächige Konstrukte, die aus unzähligen Bleistiftlinien zusammengesetzt sind. Das verführerische Moment löst sich unweigerlich auf, zurück bleibt eine ungestillte Sehnsucht. Gerade die durch das Wechselspiel von Nähe und Distanz frei gesetzten Gefühle sind es, welche Denzler interessieren: „Es geht ums Erleben, mehr als ums Begreifen.“ Seine Zeichnungen sprechen nicht die rationale, sondern die emotionale Ebene der Rezeption an; die Sinnlichkeit und nicht das Verstehen des Dargestellten steht im Vordergrund.
Cathrine Fassbind