Zum ersten Mal innerhalb seines Kunstschaffens beschäftigt sich Denzler im Sommer 2003 mit dem Medium der Skulptur. Von herumliegenden, durch die hohen Temperaturen verendeten Fliegen inspiriert, fertigt er in seiner Brüsseler Wohnung aus jeweils zehn Kilogramm schweren Tonblöcken 21 Skulpturen, die gebrannt und mit Ölfarbe überzogen werden. Dieses als „Viecher“ betitelte, skulpturale Ensemble ist erstmalig und als Werkgruppe letztmalig im Jahr 2004 in der Galerie Krethlow in Bern zu sehen.
Zwei Stücke aus der während den Sommermonaten enstandenen, wie es der Künstler nennt, „Skulpturen-Familie“ befinden sich in der Sammlung des Kunstmuseums Luzern. Denzler ist es ein zentrales Anliegen, dass nicht weniger als zwei seiner skulpturalen Werke einen neuen Besitzer finden, weil es „immer mindestens zwei braucht, damit etwas entsteht“.
Die kraterartig gestaltete Oberflächenstruktur und die unterschiedlichen mit Mundöffnungen, Beinen, Armen, Schwänzen oder Rüsseln assoziierbaren Ausformungen verleihen den Skulpturen eine dynamisch-organische Qualität. Auf eine konkrete, die Textur und die Form betreffende Bestimmung verzichtet Denzler. Bei seinen Skulpturen handelt es sich nicht um Abbildungen der Wirklichkeit; sie sind lediglich chiffrenhafte Umschreibungen von vermeintlich Bekanntem, was eine offene Rezeption ermöglicht. So ist es alleine dem Betrachter überlassen, ob er in den Skulpturen beispielsweise abstrahierte, in verschiedenen Positionen gezeigte Menschen, Vertreter aus dem Tierreich oder wie durch ein Mikroskop gesehene bakterielle Lebewesen erkennt. Dieses durch die visuell reduzierte Sprache bedingte rezeptive Offenlassen bekundet Denzlers Interesse, die Wirklichkeit – in diesem Falle organische Körper – nicht in ihrer Ganzheit, sondern lediglich in Andeutungen darzustellen.
Cathrine Fassbind