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Werkbeschrieb
Aus Privatbesitz stammt die Dauerleihgabe einer Ansicht des Stockhorns mit dem Thunersee. Hodler schlug seine Staffelei am Ufer des Thunersees auf halbem Weg von Merligen nach Beatenbucht auf. Eine Rekonstruktion mittels der virtuellen Schweiz-Karte (CD-Rom des Bundesamtes für Landestopografie in Wabern/Bern) zeigt für viele wohl überraschend, dass Ferdinand Hodler die Horizontlinie und die Binnenformen des jenseitigen Ufers weitgehend übernommen hat. Dennoch gelang es ihm, mit seiner unnachahmlichen Handschrift die topographisch exakte Aufnahme in Kunst zu übersetzen.
Das Gemälde ist im Jahr 1909 oder 1910 entstanden. Die vielen mit dem Spachtel aufgetragenen Partien weisen auf eine schnelle Arbeitsweise hin. In Deutschland werden zu jener Zeit vermehrt Hodler-Ausstellungen in den Kunstvereinen der Grosstädte veranstaltet. Auf allen wichtigen Secessions-Ausstellungen in Deutschland ist der Schweizer vertreten und das Interesse der Sammler von moderner Kunst ist entsprechend gross. Diese Sammler folgen etwa Hugo von Tschudi in Berlin oder Alfred Lichtwark in Hamburg, die Hodler-Werke für ihre Museumspräsentationen zu erlangen suchen und Hodlers Kunst direkt mit der aktuellen französischen Kunst konfrontieren wollen.
1910 bestellt ein Frankfurter Händler zehn Gemälde bei Hodler. Am 18. Februar 1911 schreibt dieser beglückt an seinen Sohn Hector: „Das Geschäft läuft immer zünftiger“. Es entstehen im Atelier zahlreiche Fassungen des Stockhorns mit dem Thunersee und es ist sehr wohl möglich, dass das Luzerner Stockhorn eines dieser Gemälde ist. Die Signaturen sowohl links als auch rechts unten deuten auf eine Überarbeitung nach bereits einmal erfolgter Fertigstellung.
1911 kann das Werk anhand seiner Provenienz erstmals in der grossen Ausstellung im Frankfurter Kunstverein nachgewiesen werden. Der Frankfurter Unternehmer Martin Flersheim ist der Leihgeber, der das Bild 1910 direkt bei Hodler gekauft haben soll. Aus der Familie des ersten Besitzers gelangte das Werk schliesslich im Jahr 1938/39 in den Schweizer Kunsthandel.
Matthias Fischer
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Leihgabe aus Privatbesitz
Eingangsjahr:2003
Ausstellungsgeschichte
Ferdinand Hodler. Paysages de 1904 à 1918. Landschaften der Reife und Spätzeit, Biel, Städtische Galerie Biel, 17.04.1964 - 24.05.1964
Ergriffenheit – Werke aus der Sammlung von Hodler bis Henning, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 11.06.2005 - 13.11.2005
Hodler-Ausstellung. Ein Überblick über das gesamte bisherige Schaffen Ferdinand Hodler's in ausgewählten Werken seiner Hand, Frankfurt am Main, Frankfurter Kunstverein, 16.07.1911 - 01.10.1911
Der Lesesaal. Werke aus der Sammlung von Hodler, Augusto und Giovanni Giacometti, Amiet, Vallotton, Markowitsch, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 06.05.2006 - 27.08.2006
Vom Abbild zum Sinnbild. Ausstellung von Meisterwerken moderner Malerei im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, 03.06.1931 - 03.07.1931
Gemälde und Handzeichnungen ersten Ranges von 1780 bis zur Gegenwart, St. Gallen, Dr. Fritz Nathan
Ferdinand Hodler. Landschaften der Reife und Spätzeit, Zürich, Kunsthaus Zürich, 22.02.1964 - 05.04.1964
Hodler. Amiet. Giacometti. Werke aus Innerschweizer Sammlungen, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 10.07.2010 - 10.10.2010
Gemälde und Handzeichnungen ersten Ranges von 1780 bis zur Gegenwart, St. Gallen, Dr. Fritz Nathan
Werke aus der Sammlung Hahnloser, Winterthur, Kunstmuseum Winterthur, 18.04.1937 - 30.05.1937
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Heinrich Danioth und seine Weggefährten (Arbeitstitel), Uri, Haus für Kunst, Uri/ Danioth Pavillon, 07.03.2015 - 17.05.2015
Literatur
Bätschmann, Oskar/Müller, Paul, Ferdinand Hodler. Catalogue raisonné der Gemälde. Band 1. Die Landschaften. Teilband 1 und 2, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, mit Texten von Regula Bolleter et al., Zürich: Scheidegger & Spiess; Zürich: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, 2008
Müller, Werner Y., "Landschaftskatalog", in: Werner Y. Müller, Die Kunst Ferdinand Hodlers. Gesamtdarstellung, Band 2, Reife und Spätwerk 1895-1918, Zürich: Rascher, 1941, S. 379-469
St. Gallen, Dr. Fritz Nathan (Ausst.-Kat.), Gemälde und Handzeichnungen ersten Ranges von 1780 bis zur Gegenwart, St. Gallen: Dr. Fritz Nathan, 1939
Loosli, Carl Albert, "Generalkatalog", in: Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler. Leben, Werk und Nachlass, Band 4, Bern: Suter, 1921-1924, S. 52-161