Max Pechstein wird am 31. Dezember 1881 in Zwickau als Sohn eines Textilarbeiters geboren. Kindheit und Schulzeit verbringt er in seiner Geburtstadt. 1896 beginnt er eine vierjährige Lehre als Dekorationsmaler. Danach geht er nach Dresden, wo er sein Studium an der Kunstgewerbeschule aufnimmt. Von 1903 bis 1906 ist Pechstein Meisterschüler von Otto Gussmann an der Akademie der Bildenden Künste, die er mit der höchsten Auszeichnung, dem Sächsischen Staatspreis verlässt. An der Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden schliesst Pechstein 1906 Bekanntschaft mit Erich Heckel, der ein Jahr zuvor mit Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Beyl die Künstlervereinigung die "Brücke" gegründet hat und tritt im selben Jahr der "Brücke" bei.
1907 reist Pechstein als Stipendiat des Sächsischen Staatspreises für Malerei nach Italien. Danach hält er sich für neun Monate in Paris auf, wo er Kontakt zu den "Fauves" findet. Er beteiligt sich an der Frühjahrsausstellung im „Salon des Indépendants“. 1908 bezieht er sein neues Atelier in Berlin und nimmt an der Ausstellung der „Berliner Secession“ teil. Ein Jahr später ist er ebenfalls in der Ausstellung vertreten. 1910 werden seine eingereichten Werke abgelehnt, was ihn dazu bewegt mit anderen Zurückgewiesenen die "Neue Secession" zu gründen. Nach internen Auseinandersetzungen mit den "Brücke"-Malern wird er 1912 aus der Künstlervereinigung ausgeschlossen.
1914 reist er mit seiner ersten Frau, der Malerin Charlotte Kaprolat, auf der Suche nach dem ursprünglichen Menschen und seiner Kultur in die Südsee auf die Palau-Inseln. Überrascht vom Ausbruch des ersten Weltkrieges gerät er im November in die japanische Kriegsgefangenschaft. Die in Palau geschaffenen Werke werden grösstenteils zerstört. Auf Umwegen – von Japan über Manila nach New York – gelingt ihm die Rückkehr nach Deutschland. Nach geleistetem Kriegsdienst an der Westfront von 1916 bis 1917 malt Pechstein in Berlin seine Palau-Bilder aus der Erinnerung und gestützt auf gerettete Skizzen. Für kurze Zeit tritt er der „Novembergruppe“ bei, die sich Ende 1918 als Reaktion auf die Oktoberrevolution konstituiert. Zahlreiche Sommeraufenthalte führen ihn immer wieder an die Ostsee, nach Nidden/Kurische Nehrung, nach Monterosso al Mare und ab 1921 nach Leba/Hinterpommern, wo er wieder dem Thema des Menschen in der Natur nachspürt.
Die Jahre des Nationalsozialismus gehen auch an Pechstein nicht spurlos vorbei: Er wird 1937 aus der Preussischen Akademie – dessen Mitglied er seit 1923 ist – ausgeschlossen, 326 seiner Werke werden aus deutschen Museen entfernt. Das Kriegsende erlebt er in Leba. Danach kehrt er nach Berlin zurück und wird 1945 als Lehrer an die Hochschule für Bildende Künste berufen. Max Pechstein stirbt 1955 in Westberlin.
Dank der grosszügigen Schenkung des Schweizers Walter Minnich (1864-1940) verfügt heute das Kunstmuseum Luzern über eine wertvolle Werkgruppe des Expressionisten Max Pechstein. Minnich schliesst 1919 Bekanntschaft mit Pechstein in Berlin. Aus der Bekanntschaft entwickelt sich nach und nach eine freundschaftliche Beziehung. Minnich ist besonders in den Inflationsjahren eine grosse Unterstützung für Pechstein, aber auch 1923, nachdem es zum Bruch zwischen dem Maler und dessen Kunsthändler Wolfgang Gurlitt gekommen ist. Wie aus Pechsteins „Erinnerungen“ zu entnehmen ist, folgt er in den Jahren 1923 und 1924 den Einladungen seines Mäzens und Sammlers nach Montreux. Hier entstehen Bilder, die landschaftliche Motive zum Thema haben.
Cornelia Ackermann
Ohne Autor, "Mit Leidenschaft und Naturgefühl. Pechstein-Retrospektive im Regensburger Kunstforum Ostdeutsche Galerie", in: Zeitkunst. Monatszeitung für Kunst & Kultur, Nr. 4, 2011, S. 4
Pechstein, Max/Moeller Magdalena M., Max Pechstein im Brücke-Museum Berlin, München: Hirmer Verlag, 2001
Reutlingen, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus/Zwickau, Städtisches Museum (Ausst.-Kat.), Max Pechstein. Das ferne Paradies. Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik, hrsg. vom Städtischen Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen, Ostfildern: Hatje Gantz Verlag, 1996
Berlin, Brücke-Museum (Ausst.-Kat.), Max Pechstein. Sein malerisches Werk, hrsg. von Magdalena M. Moeller, mit Texten von Meike Hoffmann, Andreas Hüneke, Markus Krause, Magdalena M. Moeller (et al.), München: Schirmer Verlag, 1996
Pechstein, Max, Erinnerungen, hrsg. von Leopold Reidemeister, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1993
Unna, Schloss Cappenberg (Ausst.-Kat.), Max Pechstein, hrsg. vom Kreis Unna, mit einem Text von Jürgen Schilling, Unna: Kreis Unna, 1989
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), August Babberger. Zum 100. Geburtstag und 50. Todesjahr. Ein Zwiegespräch mit Hodler, Kirchner, Pechstein, Amiet, Augusto Giacometti und Danioth, mit Texten von Martin Kunz, Hans H. Hofstätter und Adolf Reinle, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1986
Kneubühler, Theo, "Aus dem Kunstmuseum Luzern: Max Pechstein. Modellpause", in: Vaterland, 9. April 1976
Biermann, Georg, Max Pechstein, Leipzig: Verlag Klinkhardt und Biermann, 1920 (Junge Kunst, Bd. 1)
Osborn, Max, Max Pechstein, hrsg. von Konrad Lemmer, Berlin: ohne Verlag, 1920