Frank Buchser, 8 Einträge
Am 15. August 1828 wird Frank Buchser im Solothurner Vorort Feldbrunnen als Sohn eines Wirts und Pferdehändlers geboren. Während seiner Ausbildung zum Klavier- und Orgelbauer erhält er den ersten Zeichenunterricht. Ein kurzer Abstecher führt ihn 1847 nach Paris, wo er den erfolgreichen französischen Maler und Verwandten seiner Mutter Jean-Victor Schnetz besucht. Anschliessend reist er nach Rom, um zusammen mit seinem Bruder Niklaus die Accademia di San Luca zu besuchen und sich zum Maler ausbilden zu lassen. Sein Studium finanziert er sich durch seine Tätigkeit als Schweizergardist, was ihn allerdings nicht daran hindert, ein Jahr später an der Seite des Guerillakämpfers Giuseppe Garibaldi in Rom zu kämpfen. Nachdem französische Truppen die kurz zuvor im Kirchenstaat ausgerufene römische Republik wieder niedergeschlagen haben, flieht Buchser zurück in die Schweiz. Nach einem erneuten Umweg über Paris zieht es ihn 1850 nach Antwerpen, wo er beim Historienmaler Gustaaf Wappers studiert. Im Museum und in den Kirchen der Stadt kopiert Buchser Rubens, Tizian und van Dyck. In Spanien setzt er seine Kopiertätigkeit bei Werken von Velazquez, Murillo und Ribera fort. In zahlreichen frühen Gemälden Buchsers lassen sich daher Anleihen bei Werken Alter Meister belegen. Aber auch Buchsers spätere Genrebilder von jungen Afroamerikanern in den Strassen Washingtons wecken Erinnerungen an Murillos Darstellungen von Strassenkindern.
Erste Erfolge kann der Künstler in Spanien verzeichnen, wo er mit seinem Selbstporträt "Los tres amigos" nach eigenen Angaben die Aufmerksamkeit der Madrider Bevölkerung auf sich zieht. Ebenso wird England zu einer entscheidenden Destination. 1853/54 weilt er zum ersten Mal im mondänen Badeort Scarborough, wo er Jahrzehnte später seine schnell hingeworfenen Capriccio-Porträts an neureiche Industriebarone verkauft. Buchser vermag sich dem dortigen viktorianischen Stil rasch anzupassen und befriedigt mit seinen englischen Fischermädchen die Nachfrage einer wachsenden Kunstkäuferschaft.
1855 besucht Buchser die Pariser Weltausstellung und ist von Gustave Courbets mit "Le Réalisme" betitelte Protestveranstaltung beeindruckt. Fortan nennt er sich selbst einen Realisten, was allerdings nichts daran ändert, dass Kunsthistoriker sich schwer tun, sein Werk einer Stilrichtung zuzuschreiben. Realismus, Idealismus, Impressionismus und Orientalismus sind nur einige der Fachbegriffe, die zwecks Einordnung seiner Kunst bemüht werden.
Auch nach dem einschneidenden Kunsterlebnis in Paris setzt Buchser seine Reisen durch den Kontinent und darüber hinaus fort. Die Erfahrungen in den fernen Ländern sind das eigentliche Lebenselixier des Künstlers. Nicht alle Reisen sind dabei so gefährlich wie jene, die er 1858 nach der für Europäer verbotenen Stadt Fès in Marokko unternimmt, wo er als "Scherif von Mekka" verkleidet in Begleitung eines Renegaten namens Hamed das jüdische Viertel und die Moschee al-Qarawiyyin besucht. Mit einem Touch von Karl May-Romantik schildert der Maler seine Abenteuer in zwei Tagebüchern, während er die visuellen Eindrücke in insgesamt 117 Skizzenbüchern festhält.
1862 reist er in offiziellem Auftrag als Kommissär der Schweizer Abteilung der Kunstschau an die Londoner Weltausstellung. In seiner Heimatstadt wird er zwei Jahre später zum Gemeindeammann von Feldbrunnen gewählt. Zusammen mit Rudolf Koller und Ernst Stückelberg engagiert er sich für eine Verbesserung der heimischen Kunstsituation, von welcher er 1864 selber profitiert: Sein Gemälde "Ritt nach dem Markt von Sevilla" ist eines der ersten, das mittels Bundessubventionen durch den Schweizerischen Kunstverein angekauft wird. Die kunstpolitischen Bemühungen des Malers führen am 28. Oktober 1865 zur Gründung der "Vereinigung schweizerischer Künstler", die heute in der visarte, dem Berufsverband für visuelle Kunst in der Schweiz fortbesteht. Eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Kontrahenten bereitet jedoch weitergehenden politischen Ambitionen Buchsers ein Ende. Der Maler nutzt daraufhin die nächste sich bietende Gelegenheit und verlässt seine Heimat erneut. Das Schweizer Projekt eines Gruppenporträts mit den Siegern des amerikanischen Bürgerkriegs führt in die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch der Plan des Historienbildes für den noch kahlen Bundesratssaal scheitert am negativen Entscheid des Nationalrates. Stattdessen fertigt Buchser während seines fünfjährigen Amerikaaufenthalts zahlreiche Genrebilder von der schwarzen Bevölkerung an, die in der europäischen Malerei einzigartig sind.
Zurück in der Schweiz, versucht er 1872 an mehreren Ausstellungen, seine in Amerika angefertigten Gemälde, besonders aber sein "Meisterwerk" "The Song of Mary Blane", für das ihm der Prinz von Wales umgerechnet 26’000 Schweizer Franken geboten habe, zu verkaufen. Zwei Gemälde werden vom Kunstmuseum Basel erworben, die "Mary Blane" hingegen, obwohl 1873 mit einer Medaille in Wien geehrt, gelangt in den Nachlass.
1878 unternimmt der Künstler eine ausgedehnte Italienreise. Obwohl er auf der Strasse von Räubern überfallen wird, zeichnet er unbeirrt weiter und greift mit den Bildern von Briganten und Felsennestern auf Bildthemen zurück, mit denen er bereits 1858 an den damals bekannten Neuenburger Romantiker Léopold Robert angeknüpft hat. Buchsers "Pifferari" ist nur ein Beispiel von seinem Bemühen, Idealismus und Realismus miteinander zu versöhnen.
Es folgen wiederum Aufenthalte in Spanien, Griechenland und Marokko, wo sein spätes Hauptwerk "Markt von Tanger" entsteht. Ab den 1880er Jahre machen Asthmaanfälle und Wassersucht dem Maler zu schaffen und zwingen ihn zu längeren Erholungsphasen in Feldbrunnen. Seine Arbeit als Kunstpolitiker wieder aufnehmend reicht er eine Petition an den Bundesrat ein. Darin verlangt er, dass die Turnus-Ausstellung einer Nationalen Kunstausstellung weichen und der Bund dessen Organisation und den Ankauf bedeutender zeitgenössischer Kunstwerke mit einem jährlichen Kredit unterstützen soll. Buchsers Hartnäckigkeit diesbezüglich wird belohnt: Auf den "Bundesbeschluss betreffend Förderung und Hebung der schweizerischen Kunst" von 1887 folgt 1890 die erste Nationale Kunstausstellung in Bern, die man allgemein als Buchser-Salon bezeichnet. Der Maler hat sie nur noch am Rande miterlebt, er stirbt am 22. November gleichen Jahres.
Sämtliche Gemälde, Zeichnungen und Ölstudien hat Buchser seinem Bruder Josef vererbt. Dieser verfügt testamentarisch, dass das Kunstmuseum Basel die Ölstudien, Zeichnungen, Skizzenbücher und Radierungen erhalten soll, während er die Gemälde überraschenderweise dem Berner Kunstmuseum vermacht. Allerdings ist an die Übergabe der Ölbilder eine Bedingung geknüpft, nämlich sie innerhalb von zwei Jahren in einem eigenen Saal auszustellen. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, fallen die Gemälde dem Kunstverein Solothurn als Nacherben zu. Ein weiterer Umstand erschwert die Annahme des Legats: Die im Testament übergangenen gesetzlichen Erben Josef Buchsers fordern in einem Prozess ihren Pflichtteil ein. Dieser beträgt einen Drittel des Gesamtwertes und beläuft sich auf 25'000 Schweizer Franken. Bereits während des Prozesses kommt es zu einer Einigung zwischen dem Kunstmuseum Bern und dem Kunstverein Solothurn. Letzterer tritt allein in die Verpflichtungen des Buchser-Legats ein. Um die Ansprüche der Erben zu erfüllen und die angefallenen Prozesskosten zu begleichen, veranstaltet der Kunstverein eine so genannt "stille Auktion": Es sollen so viele Bilder aus dem Legat verkauft werden, bis die benötigte Summe aufgebracht ist. Acht Werke gehen in privaten Besitz über, während die Gottfried Keller-Stiftung sieben der bedeutendsten Gemälde, unter anderem "The Song of Mary Blane" und "Markt von Tanger", erwirbt. Kurze Zeit später stellt sie diese dem hocherfreuten Solothurner Kunstverein als Depositum für die kommende Eröffnung des Museums zur Verfügung.
Regine Fluor-Bürgi
Erste Erfolge kann der Künstler in Spanien verzeichnen, wo er mit seinem Selbstporträt "Los tres amigos" nach eigenen Angaben die Aufmerksamkeit der Madrider Bevölkerung auf sich zieht. Ebenso wird England zu einer entscheidenden Destination. 1853/54 weilt er zum ersten Mal im mondänen Badeort Scarborough, wo er Jahrzehnte später seine schnell hingeworfenen Capriccio-Porträts an neureiche Industriebarone verkauft. Buchser vermag sich dem dortigen viktorianischen Stil rasch anzupassen und befriedigt mit seinen englischen Fischermädchen die Nachfrage einer wachsenden Kunstkäuferschaft.
1855 besucht Buchser die Pariser Weltausstellung und ist von Gustave Courbets mit "Le Réalisme" betitelte Protestveranstaltung beeindruckt. Fortan nennt er sich selbst einen Realisten, was allerdings nichts daran ändert, dass Kunsthistoriker sich schwer tun, sein Werk einer Stilrichtung zuzuschreiben. Realismus, Idealismus, Impressionismus und Orientalismus sind nur einige der Fachbegriffe, die zwecks Einordnung seiner Kunst bemüht werden.
Auch nach dem einschneidenden Kunsterlebnis in Paris setzt Buchser seine Reisen durch den Kontinent und darüber hinaus fort. Die Erfahrungen in den fernen Ländern sind das eigentliche Lebenselixier des Künstlers. Nicht alle Reisen sind dabei so gefährlich wie jene, die er 1858 nach der für Europäer verbotenen Stadt Fès in Marokko unternimmt, wo er als "Scherif von Mekka" verkleidet in Begleitung eines Renegaten namens Hamed das jüdische Viertel und die Moschee al-Qarawiyyin besucht. Mit einem Touch von Karl May-Romantik schildert der Maler seine Abenteuer in zwei Tagebüchern, während er die visuellen Eindrücke in insgesamt 117 Skizzenbüchern festhält.
1862 reist er in offiziellem Auftrag als Kommissär der Schweizer Abteilung der Kunstschau an die Londoner Weltausstellung. In seiner Heimatstadt wird er zwei Jahre später zum Gemeindeammann von Feldbrunnen gewählt. Zusammen mit Rudolf Koller und Ernst Stückelberg engagiert er sich für eine Verbesserung der heimischen Kunstsituation, von welcher er 1864 selber profitiert: Sein Gemälde "Ritt nach dem Markt von Sevilla" ist eines der ersten, das mittels Bundessubventionen durch den Schweizerischen Kunstverein angekauft wird. Die kunstpolitischen Bemühungen des Malers führen am 28. Oktober 1865 zur Gründung der "Vereinigung schweizerischer Künstler", die heute in der visarte, dem Berufsverband für visuelle Kunst in der Schweiz fortbesteht. Eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Kontrahenten bereitet jedoch weitergehenden politischen Ambitionen Buchsers ein Ende. Der Maler nutzt daraufhin die nächste sich bietende Gelegenheit und verlässt seine Heimat erneut. Das Schweizer Projekt eines Gruppenporträts mit den Siegern des amerikanischen Bürgerkriegs führt in die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch der Plan des Historienbildes für den noch kahlen Bundesratssaal scheitert am negativen Entscheid des Nationalrates. Stattdessen fertigt Buchser während seines fünfjährigen Amerikaaufenthalts zahlreiche Genrebilder von der schwarzen Bevölkerung an, die in der europäischen Malerei einzigartig sind.
Zurück in der Schweiz, versucht er 1872 an mehreren Ausstellungen, seine in Amerika angefertigten Gemälde, besonders aber sein "Meisterwerk" "The Song of Mary Blane", für das ihm der Prinz von Wales umgerechnet 26’000 Schweizer Franken geboten habe, zu verkaufen. Zwei Gemälde werden vom Kunstmuseum Basel erworben, die "Mary Blane" hingegen, obwohl 1873 mit einer Medaille in Wien geehrt, gelangt in den Nachlass.
1878 unternimmt der Künstler eine ausgedehnte Italienreise. Obwohl er auf der Strasse von Räubern überfallen wird, zeichnet er unbeirrt weiter und greift mit den Bildern von Briganten und Felsennestern auf Bildthemen zurück, mit denen er bereits 1858 an den damals bekannten Neuenburger Romantiker Léopold Robert angeknüpft hat. Buchsers "Pifferari" ist nur ein Beispiel von seinem Bemühen, Idealismus und Realismus miteinander zu versöhnen.
Es folgen wiederum Aufenthalte in Spanien, Griechenland und Marokko, wo sein spätes Hauptwerk "Markt von Tanger" entsteht. Ab den 1880er Jahre machen Asthmaanfälle und Wassersucht dem Maler zu schaffen und zwingen ihn zu längeren Erholungsphasen in Feldbrunnen. Seine Arbeit als Kunstpolitiker wieder aufnehmend reicht er eine Petition an den Bundesrat ein. Darin verlangt er, dass die Turnus-Ausstellung einer Nationalen Kunstausstellung weichen und der Bund dessen Organisation und den Ankauf bedeutender zeitgenössischer Kunstwerke mit einem jährlichen Kredit unterstützen soll. Buchsers Hartnäckigkeit diesbezüglich wird belohnt: Auf den "Bundesbeschluss betreffend Förderung und Hebung der schweizerischen Kunst" von 1887 folgt 1890 die erste Nationale Kunstausstellung in Bern, die man allgemein als Buchser-Salon bezeichnet. Der Maler hat sie nur noch am Rande miterlebt, er stirbt am 22. November gleichen Jahres.
Sämtliche Gemälde, Zeichnungen und Ölstudien hat Buchser seinem Bruder Josef vererbt. Dieser verfügt testamentarisch, dass das Kunstmuseum Basel die Ölstudien, Zeichnungen, Skizzenbücher und Radierungen erhalten soll, während er die Gemälde überraschenderweise dem Berner Kunstmuseum vermacht. Allerdings ist an die Übergabe der Ölbilder eine Bedingung geknüpft, nämlich sie innerhalb von zwei Jahren in einem eigenen Saal auszustellen. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, fallen die Gemälde dem Kunstverein Solothurn als Nacherben zu. Ein weiterer Umstand erschwert die Annahme des Legats: Die im Testament übergangenen gesetzlichen Erben Josef Buchsers fordern in einem Prozess ihren Pflichtteil ein. Dieser beträgt einen Drittel des Gesamtwertes und beläuft sich auf 25'000 Schweizer Franken. Bereits während des Prozesses kommt es zu einer Einigung zwischen dem Kunstmuseum Bern und dem Kunstverein Solothurn. Letzterer tritt allein in die Verpflichtungen des Buchser-Legats ein. Um die Ansprüche der Erben zu erfüllen und die angefallenen Prozesskosten zu begleichen, veranstaltet der Kunstverein eine so genannt "stille Auktion": Es sollen so viele Bilder aus dem Legat verkauft werden, bis die benötigte Summe aufgebracht ist. Acht Werke gehen in privaten Besitz über, während die Gottfried Keller-Stiftung sieben der bedeutendsten Gemälde, unter anderem "The Song of Mary Blane" und "Markt von Tanger", erwirbt. Kurze Zeit später stellt sie diese dem hocherfreuten Solothurner Kunstverein als Depositum für die kommende Eröffnung des Museums zur Verfügung.
Regine Fluor-Bürgi