René Bauermeister, 6 Einträge
Bauermeister besucht die Schulen für Gestaltung in Basel und La Chaux-de-Fonds. Nach der Ausbildung verbringt er einige Zeit in Frankreich in den Ateliers der französischen Maler André Lhote (1885–1962) und Fernand Léger (1881–1955). 1954 kehrt er in die Schweiz zurück und unterrichtet Zeichnen an Sekundarschulen in Neuenburg und La Chaux-de-Fonds. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer ist Bauermeister immer selber künstlerisch tätig. In der Zeit nach der Rückkehr aus Paris beschäftigt er sich mit Malerei, Skulptur, Konzeptkunst, Performance und Film. 1969 bringt die Firma Sony die erste Videokamera auf den Schweizer Markt, kaum ein Jahr danach entsteht Bauermeisters erste Videoarbeit „Support-Surface“ (KML 83.16:4v). Diese Arbeit hat ihm den Ruf als Pionier des Schweizer Videoschaffens eingebracht. Mit Videoarbeiten gelingt Bauermeister der nationale und internationale Durchbruch.
Bauermeisters Videoarbeiten sind typisch für seine Zeit. Die Auseinandersetzung mit dem technischen Aspekt des Mediums ist zentral. Gerade weil sich Bauermeister auch mit Film beschäftigt, setzt er Video nur dort ein, wo ihm das Medium gerechtfertigt erscheint. Kriterien für oder gegen die Wahl eines Mediums werden festgelegt und anschliessend gegeneinander abgewogen. „Viele verwenden Video als ob es immer Fernsehen gegeben hätte. Nur wenige sind bereit, in einem Lernprozess das neue Medium artgerecht anzuwenden. Man kann den Monitor nicht als Malerei oder Skulptur behandeln, als Fenster vor einem Raum, als Experimentierfeld oder als von seiner Funktion entfremdetes Objekt.“ (Ausstellungskatalog „Video und Perfomance, 1980“) Bauermeister schliesst an seine eigenen Worte an, wenn er in der Arbeit „Support-Surface“ den Bildschirm des Fernsehers thematisiert. Der Akteur tastet sich zuerst sanft und neugierig, dann immer vehementer und unnachgiebiger an die Mattscheibe heran, bis er sie schliesslich zerstört. Das Glas leistet erbittert Widerstand. Die Betrachterinnen und Betrachter befinden sich in einer neuen, ungewohnten Perspektive. Erst nach einer Weile wird klar, dass Bauermeister eigentlich mit einer Glasscheibe arbeitet. Lediglich die Präsentationsform mittels Bildschirm bewirkt, dass man meint, der Akteur befinde sich hinter der Mattscheibe. Bauermeister hinterfragt das gewohnte Fernsehbild, das unabhängig von Zeit und Raum eine beinahe beliebige Illusion erzeugen kann. Er durchbricht die Illusion, indem er Bilder kreiert, welche mit der gewohnten Sehweise nicht mehr erfassbar sind. Dass sich die Scheibe kaum zerstören lässt, wird in „Support Surface“ offensichtlich. So lassen sich dann auch die Gewohnheiten kaum ändern.
Die Verbindung der Kamera mit dem Monitor, die gleich einer Überwachungskamera das gefilmte Bild unmittelbar auf den Bildschirm überträgt, gehört zu einer von Bauermeister immer wieder aufgenommenen Technik. Er nutzt den geschlossenen Kreislauf, um Zeit- und Raumachsen aufzuheben. Wirklichkeit und Schein lassen sich nicht mehr auseinanderhalten.
Bauermeisters Arbeiten werden in vielen Ausstellungen zur Videokunst in den 1970er und 1980er Jahren gezeigt. An Videoveranstaltungen der ersten Stunde, beispielsweise dem Festival EXPRMNTL (Belgien) und den Videowochen im Folkwang Museum in Essen (Deutschland), ist er rege vertreten. 1980 ist er Preisträger des ersten Videokunstfestivals in Locarno. Neben seinen praktischen Arbeiten hat sich Bauermeister in verschiedenen Essays den Themen des Rasters und der Montage gewidmet. Grosse Bekanntheit erlangt er erst nach seinem Tod im Jahre 1985.
Nelly Jaggi
Bauermeisters Videoarbeiten sind typisch für seine Zeit. Die Auseinandersetzung mit dem technischen Aspekt des Mediums ist zentral. Gerade weil sich Bauermeister auch mit Film beschäftigt, setzt er Video nur dort ein, wo ihm das Medium gerechtfertigt erscheint. Kriterien für oder gegen die Wahl eines Mediums werden festgelegt und anschliessend gegeneinander abgewogen. „Viele verwenden Video als ob es immer Fernsehen gegeben hätte. Nur wenige sind bereit, in einem Lernprozess das neue Medium artgerecht anzuwenden. Man kann den Monitor nicht als Malerei oder Skulptur behandeln, als Fenster vor einem Raum, als Experimentierfeld oder als von seiner Funktion entfremdetes Objekt.“ (Ausstellungskatalog „Video und Perfomance, 1980“) Bauermeister schliesst an seine eigenen Worte an, wenn er in der Arbeit „Support-Surface“ den Bildschirm des Fernsehers thematisiert. Der Akteur tastet sich zuerst sanft und neugierig, dann immer vehementer und unnachgiebiger an die Mattscheibe heran, bis er sie schliesslich zerstört. Das Glas leistet erbittert Widerstand. Die Betrachterinnen und Betrachter befinden sich in einer neuen, ungewohnten Perspektive. Erst nach einer Weile wird klar, dass Bauermeister eigentlich mit einer Glasscheibe arbeitet. Lediglich die Präsentationsform mittels Bildschirm bewirkt, dass man meint, der Akteur befinde sich hinter der Mattscheibe. Bauermeister hinterfragt das gewohnte Fernsehbild, das unabhängig von Zeit und Raum eine beinahe beliebige Illusion erzeugen kann. Er durchbricht die Illusion, indem er Bilder kreiert, welche mit der gewohnten Sehweise nicht mehr erfassbar sind. Dass sich die Scheibe kaum zerstören lässt, wird in „Support Surface“ offensichtlich. So lassen sich dann auch die Gewohnheiten kaum ändern.
Die Verbindung der Kamera mit dem Monitor, die gleich einer Überwachungskamera das gefilmte Bild unmittelbar auf den Bildschirm überträgt, gehört zu einer von Bauermeister immer wieder aufgenommenen Technik. Er nutzt den geschlossenen Kreislauf, um Zeit- und Raumachsen aufzuheben. Wirklichkeit und Schein lassen sich nicht mehr auseinanderhalten.
Bauermeisters Arbeiten werden in vielen Ausstellungen zur Videokunst in den 1970er und 1980er Jahren gezeigt. An Videoveranstaltungen der ersten Stunde, beispielsweise dem Festival EXPRMNTL (Belgien) und den Videowochen im Folkwang Museum in Essen (Deutschland), ist er rege vertreten. 1980 ist er Preisträger des ersten Videokunstfestivals in Locarno. Neben seinen praktischen Arbeiten hat sich Bauermeister in verschiedenen Essays den Themen des Rasters und der Montage gewidmet. Grosse Bekanntheit erlangt er erst nach seinem Tod im Jahre 1985.
Nelly Jaggi