Johann Melchior Wyrsch, 17 Einträge
Johann Melchior Wyrsch wird am 21. August 1732 als Spross regierender Familien des Kantons Nidwalden in Buochs geboren. Mit dreizehn Jahren wird er nach Luzern zum Maler Johann Michael Suter in die Lehre geschickt. Der angesehene Schwyzer Medailleur Johann Carl Hedlinger wird auf das Talent Wyrschs aufmerksam und wird zum wichtigen Mentor des Künstlers. Auf seine Empfehlung hin ist der junge Nidwaldner 1748/49 als Gehilfe des aus Ulm stammenden Franz Anton Kraus (1705-1752) an der Ausmalung von Chor und Hauptaltar der Klosterkirche von Einsiedeln beteiligt. 1753 reist Wyrsch, nachdem er einige Jahre als Wandermaler in der Innerschweiz und im Tessin tätig gewesen war, mit erneuter Empfehlung Hedlingers nach Rom, um seine Kenntnisse und Fähigkeiten zu vervollkommnen. Er tritt in die Werkstatt des Gaetano Lapis, genannt „Carraccetto“, ein, pflegt aber auch Kontakte zur Académie de France. Dort lernt er den aus Besançon stammenden Bildhauer Luc Bréton (1731-1800) kennen. Ende des Jahres 1754 kehrt Johann Melchior Wyrsch in die Schweiz zurück.
In den folgenden Jahren ist er als Kirchenmaler tätig. Vor allem für seinen Heimatkanton, jedoch auch für Auftraggeber aus der übrigen Zentralschweiz schafft er Votivbilder, Kreuzwegstationen und Altarretabel. Einen Namen macht er sich allerdings weniger als Kirchenmaler denn als Porträtist: Wyrsch hält nicht nur Nidwaldner Landammänner und Geistliche auf der Leinwand fest; die meisten Porträtaufträge stammen in diesen Jahren aus Zürich. Der Maler verkehrt nun mit einigen wichtigen Vertretern der künstlerischen und geistigen Elite der Limmatstadt, so unter anderem mit Salomon Gessner und dem Maler und Kunstschriftsteller Johann Kaspar Füssli. Vor allem die Auseinandersetzung mit den realistisch gemalten Bildnissen Füsslis dürfte dem Nidwaldner wichtige Impulse zur künstlerischen Weiterentwicklung gegeben haben.
Dass Johann Melchior Wyrsch in diesen Jahren zum gesuchten Porträtisten avanciert ist, zeigt sich unter anderem in einem Auftrag von 1765: Dem Maler fällt die Ehre zu, den berühmten Medailleur Johann Carl Hedlinger und auch dessen Familie in mehreren Gemälden festzuhalten. Im selben Jahr übersiedelt Wyrsch, gemeinsam mit seiner Frau Maria Barbara Kayser, nach Solothurn, wohl mit der Hoffnung, in der mitten im Bau befindlichen St. Ursen-Kathedrale grössere Dekorationsarbeiten auszuführen. Diese Hoffnung wird zwar nicht erfüllt; Wyrsch kann jedoch ein Bildnis des Schultheissen Urs Viktor Schwaller (Solothurn, Rathaus) anfertigen und gewinnt dadurch das Solothurner Patriziat als Interessentenkreis für sich. Als einer der gefragtesten Schweizer Porträtisten malt der Nidwaldner nun nicht nur Landammänner, Patrizier, Kaufleute, Gelehrte und Künstler, er reist auch immer wieder in Klöster, um sich dem sogenannten „Abtporträt“ anzunehmen. Von den Bildnissen kirchlicher Würdenträger sind oft Repliken erhalten – für Wyrsch ein willkommenes Mittel, um etwas leichter zu Geld zu kommen. Diese Repliken wurden entweder von Angehörigen der Dargestellten in Auftrag gegeben, an befreundete Klöster verschenkt oder in Amtshäusern aufgehängt.
1768 übersiedelt Wyrsch zusammen mit seiner Frau nach Besançon, wo er fünf Jahre später mit seinem Freund Luc Breton eine Maler- und Bildhauerschule („Ecole gratuite de peinture et de sculpture“) gründet. Die allgemeine Akademiebegeisterung dieser Jahre – nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich wurden in der Mitte des 18. Jh. zahlreiche neue Kunstakademien gegründet – dürfte der Realisierung dieses Traums entgegengekommen sein. Als Akademielehrer verfasst Wyrsch auch theoretische Schriften: erhalten geblieben ist eine erst posthum im Druck erschienene Schrift über Maltechnik sowie ein Manuskript über Anatomie.
Nebst seiner Lehrtätigkeit arbeitet Wyrsch weiterhin als Porträt- und Kirchenmaler. Zu seinen Kunden in Besançon gehören vorwiegend Leute aus der Oberschicht: Adlige, Militärs, Behördenmitglieder und Geistliche. Zahlreiche Anekdoten berichten davon, wie der Nidwaldner mit seinen Bildnissen die französische Gesellschaft provozierte. Grund der Aufregung scheint jeweils Wyrschs Abneigung gegenüber dem idealisierenden, in Frankreich zu dieser Zeit verbreiteten repräsentativen Bildnis gewesen zu sein: seine unschmeichelhafte Art, die Menschen so wiederzugeben, wie sie sind, scheint mehrere Auftraggeber empört zu haben.
Wyrsch malt in dieser Zeit jedoch nicht nur für seine Kunden in Besançon, sondern nimmt auch Aufträge aus seiner Heimat an. Nebst Bildnissen malt er auch Altarretabel für Kirchen in der Zentralschweiz, die dann – als zusammengerollte Leinwände – an ihren Bestimmungsort transportiert werden. Er sieht sich in den 80-er Jahren einer kaum zu bewältigenden Flut von Arbeiten gegenüber; man darf deshalb vermuten, dass er teilweise auch seine Schüler zur Mithilfe heranzog.
Nach dieser erfolgreichen Zeit zieht es Wyrsch 1784 wieder nach Luzern, wo er eine Zeichenschule gründet. Doch bereits nach zwei Jahren muss er den Lehrbetrieb aufgeben: der Künstler ist so weit erblindet, dass er nicht mehr unterrichten kann. Den grossen Auftrag für den Gerichtssaal des Luzerner Rathauses („Das Urteil des Salomon“ und „Gesetzgebung des Moses“, 1785/86) muss er seinen Schülern, u.a. dem später als Bildnismaler berühmten Felix Maria Diogg (1762-1834), zur Vollendung überlassen. Diese bezeugen ihrem Lehrer ihre Dankbarkeit, indem sie einem der Knienden in der „Gesetzgebung des Moses“ Wyrschs Züge verleihen. Völlig erblindet zieht sich der Nidwaldner 1797 in seine Heimatgemeinde Buochs zurück. Ein Jahr später, am 9. September 1798, wird Johann Melchior Wyrsch von französischen Soldaten, die den Nidwaldner Widerstand gebrochen haben und brandschatzend übers Land ziehen, erschossen. Er verbrennt – zusammen mit seinem Nachlass – in seinem Haus in Buochs.
Barbara von Flüe
In den folgenden Jahren ist er als Kirchenmaler tätig. Vor allem für seinen Heimatkanton, jedoch auch für Auftraggeber aus der übrigen Zentralschweiz schafft er Votivbilder, Kreuzwegstationen und Altarretabel. Einen Namen macht er sich allerdings weniger als Kirchenmaler denn als Porträtist: Wyrsch hält nicht nur Nidwaldner Landammänner und Geistliche auf der Leinwand fest; die meisten Porträtaufträge stammen in diesen Jahren aus Zürich. Der Maler verkehrt nun mit einigen wichtigen Vertretern der künstlerischen und geistigen Elite der Limmatstadt, so unter anderem mit Salomon Gessner und dem Maler und Kunstschriftsteller Johann Kaspar Füssli. Vor allem die Auseinandersetzung mit den realistisch gemalten Bildnissen Füsslis dürfte dem Nidwaldner wichtige Impulse zur künstlerischen Weiterentwicklung gegeben haben.
Dass Johann Melchior Wyrsch in diesen Jahren zum gesuchten Porträtisten avanciert ist, zeigt sich unter anderem in einem Auftrag von 1765: Dem Maler fällt die Ehre zu, den berühmten Medailleur Johann Carl Hedlinger und auch dessen Familie in mehreren Gemälden festzuhalten. Im selben Jahr übersiedelt Wyrsch, gemeinsam mit seiner Frau Maria Barbara Kayser, nach Solothurn, wohl mit der Hoffnung, in der mitten im Bau befindlichen St. Ursen-Kathedrale grössere Dekorationsarbeiten auszuführen. Diese Hoffnung wird zwar nicht erfüllt; Wyrsch kann jedoch ein Bildnis des Schultheissen Urs Viktor Schwaller (Solothurn, Rathaus) anfertigen und gewinnt dadurch das Solothurner Patriziat als Interessentenkreis für sich. Als einer der gefragtesten Schweizer Porträtisten malt der Nidwaldner nun nicht nur Landammänner, Patrizier, Kaufleute, Gelehrte und Künstler, er reist auch immer wieder in Klöster, um sich dem sogenannten „Abtporträt“ anzunehmen. Von den Bildnissen kirchlicher Würdenträger sind oft Repliken erhalten – für Wyrsch ein willkommenes Mittel, um etwas leichter zu Geld zu kommen. Diese Repliken wurden entweder von Angehörigen der Dargestellten in Auftrag gegeben, an befreundete Klöster verschenkt oder in Amtshäusern aufgehängt.
1768 übersiedelt Wyrsch zusammen mit seiner Frau nach Besançon, wo er fünf Jahre später mit seinem Freund Luc Breton eine Maler- und Bildhauerschule („Ecole gratuite de peinture et de sculpture“) gründet. Die allgemeine Akademiebegeisterung dieser Jahre – nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich wurden in der Mitte des 18. Jh. zahlreiche neue Kunstakademien gegründet – dürfte der Realisierung dieses Traums entgegengekommen sein. Als Akademielehrer verfasst Wyrsch auch theoretische Schriften: erhalten geblieben ist eine erst posthum im Druck erschienene Schrift über Maltechnik sowie ein Manuskript über Anatomie.
Nebst seiner Lehrtätigkeit arbeitet Wyrsch weiterhin als Porträt- und Kirchenmaler. Zu seinen Kunden in Besançon gehören vorwiegend Leute aus der Oberschicht: Adlige, Militärs, Behördenmitglieder und Geistliche. Zahlreiche Anekdoten berichten davon, wie der Nidwaldner mit seinen Bildnissen die französische Gesellschaft provozierte. Grund der Aufregung scheint jeweils Wyrschs Abneigung gegenüber dem idealisierenden, in Frankreich zu dieser Zeit verbreiteten repräsentativen Bildnis gewesen zu sein: seine unschmeichelhafte Art, die Menschen so wiederzugeben, wie sie sind, scheint mehrere Auftraggeber empört zu haben.
Wyrsch malt in dieser Zeit jedoch nicht nur für seine Kunden in Besançon, sondern nimmt auch Aufträge aus seiner Heimat an. Nebst Bildnissen malt er auch Altarretabel für Kirchen in der Zentralschweiz, die dann – als zusammengerollte Leinwände – an ihren Bestimmungsort transportiert werden. Er sieht sich in den 80-er Jahren einer kaum zu bewältigenden Flut von Arbeiten gegenüber; man darf deshalb vermuten, dass er teilweise auch seine Schüler zur Mithilfe heranzog.
Nach dieser erfolgreichen Zeit zieht es Wyrsch 1784 wieder nach Luzern, wo er eine Zeichenschule gründet. Doch bereits nach zwei Jahren muss er den Lehrbetrieb aufgeben: der Künstler ist so weit erblindet, dass er nicht mehr unterrichten kann. Den grossen Auftrag für den Gerichtssaal des Luzerner Rathauses („Das Urteil des Salomon“ und „Gesetzgebung des Moses“, 1785/86) muss er seinen Schülern, u.a. dem später als Bildnismaler berühmten Felix Maria Diogg (1762-1834), zur Vollendung überlassen. Diese bezeugen ihrem Lehrer ihre Dankbarkeit, indem sie einem der Knienden in der „Gesetzgebung des Moses“ Wyrschs Züge verleihen. Völlig erblindet zieht sich der Nidwaldner 1797 in seine Heimatgemeinde Buochs zurück. Ein Jahr später, am 9. September 1798, wird Johann Melchior Wyrsch von französischen Soldaten, die den Nidwaldner Widerstand gebrochen haben und brandschatzend übers Land ziehen, erschossen. Er verbrennt – zusammen mit seinem Nachlass – in seinem Haus in Buochs.
Barbara von Flüe